Begriffe der Bibel
Die christlichen Kirchen vermitteln von vielen Begriffen der Bibel ein eher
verschwommenes Bild. Sicherlich teilweise unbeabsichtigt und aus Unverständnis,
dient das wohl auch dazu, gezielt ein falsches Bild der christlichen Religion
zu zeichnen. Auf diesem Wege können wichtige Aussagen verzerrt werden.
So wird möglich, daß sich Menschen als Christen bezeichnen, welche egoistisch
nach Besitz und Macht streben. Zu den schlimmsten Beispielen gehören unsere
Parteien mit dem "C" am Anfang. Ihre führenden Mitglieder vertreten ganz und
gar keine Politik im Interesse der Gemeinschaft (wie das Jesus nicht nur im
Gebot "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst." fordert). Mit der Ehrlichkeit
hapert's auch und davon, daß eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht als ein
Reicher ins Reich Gottes kommt, haben sie wohl noch nie gehört.
Aber auch viele andere "Christen" sind sich ihres sündigen, das heißt den
Geboten widersprechenden, Verhaltens nicht bewußt und glauben wohl sogar
selbst, gute Christen zu sein. Die Rechtfertigung vor sich und Anderen ist
keine große Kunst: Die Kirchen selbst liefern mit ihrer ungenauen und
fehlerhaften Interpretation der Heiligen Schrift die Möglichkeiten.
Immerhin bleibt aber noch der eigene Griff zum Buch der Bücher. Sein Inhalt ist
leichtverständlich, wenn man die verwirrenden Interpretationen vergißt und ihn
als das versteht, was er sein soll: Eine Beschreibung der Welt und eine
Bedienungsanleitung zum Umgang mit Menschen und Natur. Ich möchte einige der
zentralen Begriffe nennen, wie ich sie verstehe - und wie sie auch die Bibel
einfach verständlich machen.
Buße: Im griechischen Original metanoia, also Umdenken, Sinneswandel,
Verhaltensänderung. Erkennen und Abstellen falscher Verhaltensweisen und
Übergang zu zukunftsorientiertem Handeln ("Tut Buße und sündigt fortan
nicht."). Der Bedeutungswandel zur Bestrafung für frühere Vergehen (des
"Büßens" im heutigen Wortsinn) entstellt die beabsichtigte Aussage:
Engel: Person oder Ereignis mit grundlegendem Einfluß auf Personen oder
Abläufe.
Evangelium: Die Botschaft Jesu Christi, meist entstellt als die Botschaft von
der Existenz Jesu Christi, beginnend beim selbsternannten Apostel Paulus. Die
Botschaft Jesu Christi ist: a) Sein Wort, welches optimale
Verhaltensrichtlinien zur Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen und
Beziehungen zur Umwelt im globalen Maßstab beinhaltet. b) Seine Taten, welche
zeigen, wie nützlich die Umsetzung des Wortes für die Gemeinschaft und den
Einzelnen ist (Heilungen, Bildung urchristlicher Gemeinden). c) Sein Schicksal,
welches zeigt, daß man zur Errichtung des Reiches Gottes seine persönliche
christliche Einstellung nicht aus egoistischen Interessen verraten darf
(Kreuzigung).
Gott: Gesetz (innerstes Gesetz des Universums), auf allen Ebenen der Existenz
(Materie und Bewußtsein) wirkend, also ewig, unveränderlich, allgegenwärtig,
unsichtbar (nur an seiner Wirkung erkennbar), allmächtig, allwissend (jede
Ursache aller Vorgänge führt durch Gott, das Gesetz, zur Wirkung, beides ist
Gott also "bekannt"), willkürlich (keinem äußeren Einfluß unterworfen). Ähnlich
Naturgesetzen, wie z.B. dem Gravitationsgesetz, welches nur ein Teil des
universellen Gesetzes ist.
Heiliger Geist: Universelles Bewußtsein, welches Inhalte menschlichen
Bewußtseins einschließt (als individuelles Bewußtsein in Strukturen des
Nervensystems gebündelt). Besonderes Gewicht haben in diesem universellen
Bewußtsein breit verstandene (weil logische und richtige) Inhalte. Leider auch
weitverbreitete Irrtümer (wie Egoismus), welche aber im Widerspruch zur Logik
stehen und im Zeitverlauf verschwinden werden.
Himmel: Jenseits bekannter materieller Existenz. Dazu zählen das Gesetz (=
Gott), Heiliger Geist und die Botschaft Jesu Christi.
Himmelreich / Reich Gottes: Globale Form gemeinnützigen Zusammenlebens auf der
Basis der Anerkennung und Kenntnis der Inhalte Gottes, des Gesetzes, Nutzung
des Heiligen Geistes und Beherzigung der Maßgaben Jesu Christi zur Gestaltung
der Beziehungen zwischen Menschen und gegenüber der Umwelt.
Menschensohn / Jesus Christus: 1. Historische Persönlichkeit mit starkem
Einfluß auf die Entwicklung der monotheistischen Religion (Prophet/Messias) und
Vertreter des gewaltfreien Widerstandes gegen weltliche (Römische Besatzer und
deren Jüdische Lakaien) und geistliche (Jüdische Priesterschaft) gottlose
Willkür. 2. Sohn Gottes, also guter Kenner der Gesetzmäßigkeiten in Materie,
Bewußtsein und Gesellschaft, bewußter Nutzer des Heiligen Geistes sowohl zum
Erkenntnisgewinn als auch zur Verbreitung seines Gedankenguts (So ist wohl zu
verstehen, daß "die Blinden sehen, die Tauben hören und die Lahmen gehen."). Er
war sicher, daß seine Bewußtseinsinhalte Teil des universellen Bewußtseins und
somit unsterblich sind und "wiedergeboren" werden (Auferstehung, "34Darum:
siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; und von ihnen
werdet ihr einige töten und kreuzigen, und einige werdet ihr geißeln in euren
Synagogen und werdet sie verfolgen von einer Stadt zur andern, 35damit über
euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, von dem Blut des
gerechten." (Matthäus 23,34 f.)).
Strafe Gottes: Gesetzmäßig (auf Gott begründete) schädliche Rückwirkung
gottlosen Verhaltens (Nichtanerkennung objektiver Gesetze) auf dessen
Ausführenden (Sünder), seine Umgebung und Nachkommen.
Taufe: Beginn des Umdenkens (Buße). Ab diesem Zeitpunkt richtet sich das Denken
und Handeln am Reich Gottes, dem globalen Gemeinnutz, aus. Wasser hat als
reinigendes Element symbolischen Wert (auch heidnisch). Johannes der Täufer
kündigt Jesus an als denjenigen, der mit Feuer und dem Heiligen Geist taufen
wird.
Trost / trösten: Mut / ermutigen. Nicht nur Linderung seelischer Qual und Zuspruch in
schlimmen Situationen (passiv) ist gemeint, sondern die Ermutigung zur aktiven
und hoffnungsvollen Überwindung dieses Zustandes. Das ist natürlich ein
unbequemes Verständnis, da die meisten Verursacher von Leid Menschen sind,
welche wir kennen: Sie gehören weltlicher und "geistlicher" Obrigkeit sowie der
reichen Oberschicht der jeweiligen Epoche an.
Vater / Himmlischer Vater1. Gott, das Gesetz, dem alle Vorgänge in Materie und Bewußtsein unterworfen
sind (siehe dort). 2. Heiliger Geist, ein universelles Bewußtsein (siehe dort).
03.08.2003
Torsten Reichelt
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