Der 13. Februar

60 Jahre nach der Zerstörung Dresdens

Fakten

Am 13.02.1945 setzte William Topper um 22:05 Uhr über dem Heinz-Steyer-Stadion die erste Zielmarkierung für das bis dahin unzerstörte Dresden. Von dort ausgehend bombardierte die erste Angriffswelle britischer Bomber 24 Minuten lang einen keilförmigen, die Innenstadt umfassenden Zielsektor. Durch massiven Einsatz von etwa 650000 Brandbomben wurde gezielt ein Feuersturm entfacht. Trotz Mauerdurchbrüchen zwischen den Luftschutzkellern wurde so ein Entrinnen für Viele unmöglich, was die im Vergleich zu anderen massiven Bombardements hohe Opferzahl erklärt.

Am 14.02. erfolgte 1:22 Uhr der zweite Angriff britischer Bomber. In einem vergrößerten Zielsektor kamen überwiegend Sprengbomben zum Einsatz, was viele der dem ersten Angriff Entronnenen das Leben kostete, unter Anderem im Großen Garten. Der zeitliche Abstand gewährleistete eine maximale Schädigung von Lösch- und Rettungskräften.

Den Schlußpunkt setzten um 12:15 Uhr amerikanische Bomber. Neben Bomben kamen hier auch Bordwaffen der begleitenden Jagdflieger zum Einsatz, welche gezielt Jagd auf Personen machten (nach anderen Berichten wurden bei allen Angriffen Bordwaffen eingesetzt).

Am 15.02. erfolgte ein vierter Angriff amerikanischer Bomber, welche Dresden aber nur als Ausweichziel ansteuerten und wesentlich geringere Schäden als die ersten drei Angriffe anrichteten.

Insgesamt kamen bei den drei geplanten Angriffen etwa 1350 Maschinen zum Einsatz, davon etwa 1100 Bomber. Die britischen Angriffe wurden ohne Jagdschutz geflogen.

Dresden war praktisch wehrlos. Die Flak war demontiert und an die Ostfront transportiert worden. Die von Dresden Klotsche aufgestiegenen Nachtjäger kehrten ohne Angriffe auf die Bomber zurück. Einer dieser Nachtjäger wurde von der Flughafen-Flak abgeschossen.

Bei den Angriffen kamen etwa 35000 Menschen ums Leben. 15 Quadratkilometer der zivilen Innenstadt, darin die barocke Altstadt, wurden zerstört. Kriegswichtige Ziele wie Kasernen, ein großes Tanklager in Dresden-Friedrichstadt und Rüstungsbetriebe blieben verschont. Die Elbbrücken (obwohl zwei davon im Angriffssektor lagen) waren weiter passierbar.

Militärische Ziele

1. Test eines neuen Angriffsverfahrens auf eine dichtbebaute und nahezu unzerstörte Stadt: Flächenbombardement mit massivem Einsatz von Brandbomben zum Entfachen eines Feuersturmes. Ursprünglich war der Einsatz einer Atombombe vorgesehen, welche bekanntermaßen nicht rechtzeitig fertig wurde.

2. Abschreckung gegenüber der Sowjetunion durch Demonstration der Wirksamkeit dieser barbarischen Methode und der Bereitschaft, sie hemmungslos anzuwenden.

3. Bremsung des Vormarsches der Roten Armee durch Zerstörung der Transportwege. Besetzung eines größeren Teils Deutschlands durch die Westalliierten und Verhinderung der sozialistischen Umgestaltung in diesem Teil, als dies ohne die Zerstörung Dresdens geschehen wäre.

4. Vernichtung ziviler Werte und Menschenleben. Der zweite Weltkrieg wurde seitens der imperialistischen und faschistischen Kräfte von Anfang an als ein Vernichtungskrieg gegen zivile Werte und Zivilisten geführt. Dies diente den Rüstungsprofiten durch gigantischen Materialeinsatz, der Vernichtung überflüssiger Arbeitskräfte und der Schaffung neuer Wachstumsmöglichkeiten. Der Imperialismus steckte Anfang der 30er Jahre weltweit in einer Überproduktionskrise und brauchte diese "Lösung". Im Fall Dresdens spielte ein anderer Grund eine wichtige Rolle: Verschlechterung der Wiederaufbaubedingungen in den künftigen sowjetisch besetzten Gebieten.

Lügen

Im Rahmen der "wissenschaftlichen" Veranstaltung "Strategische und ethische Probleme des Bombenkrieges - Das Beispiel Dresden" am 20.01.2005 hielt Herr Frederick Taylor, Historiker, St. Keverne (Großbritannien) einen Vortrag zum Thema: "Strategische Bedeutung des alliierten Bombenkriegs. Der Umgang mit dem Verhängnis". Veranstalter war das Hannah-Ahrendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V.. Darin wurden folgende, unter Kenntnis der Tatsachen völlig absurde Lügen verbreitet:

1. Durch die Bombardements sollte eine Revolte der Bevölkerung gegen die Hitlerregierung provoziert werden.

2. Es ging nicht darum, den Widerstandswillen der Bevölkerung zu zermürben, sondern der Angriff erfolgte als militärischer Beistand für die Sowjetarmee durch:

- Abschneiden des Nachschubs für die Ostfront durch Zerstörung der Verkehrswege [Anm. d. A.: die Hauptschienenverbindung über die Elbe lag außerhalb des Angriffssektors]

- Panikstiftung und Stockung in Flüchtlingsströmen zur Behinderung deutscher Kampfhandlungen [Anm. d. A.: als ob zurückweichende Wehrmacht und vor Allem SS je Rücksicht auf Zivilisten genommen hätten]

- Behinderung des Rückzuges deutscher Truppen von der Ostfront [Anm. d. A.: als ob die Rote Armee daran interessiert gewesen wäre, daß die deutschen Truppen an ihrer Front bleiben]

3. Die Ausbildung der Bomberpiloten, punktgenau militärische Ziele anzugreifen, war nicht möglich, so daß das Flächenbombardement der Innenstadt die einzig mögliche Form des Angriffs war (was in einem Diskussionsbeitrag dadurch entkräftet wurde, daß die US-amerikanischen Bomber beim Angriff am 17.04.1945 genau dieses "Unmögliche" taten).

4. Wegen Mangels an Sprengbomben erfolgte der Angriff überwiegend mit Brandbomben. [Anm. d. A.: der zweite britische Angriff am Morgen des 14. Februar erfolgte überwiegend mit Sprengbomben]

5. Der zweite Angriff erfolgte aufgrund einer persönlichen Entscheidung des Angriffsführers (Zielmarkierers) auf einen größeren Zielsektor jenseits der brennenden Innenstadt, da er entschied, die Bomben jenseits der ohnehin zerstörten Fläche ostwärts einzusetzen, da dies effektiver war. [Anm. d. A.: Im Widerspruch dazu steht ein Funkspruch, und zwar der letzte dokumentierte, die Bomben seien auf das brennende Stadtzentrum abzuwerfen.]

6. Tiefflieger und deren Bordwaffen kamen nicht zum Einsatz.

13.03.2005

Torsten Reichelt

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Quellen: Walter Weidauer: Inferno Dresden, Dietz-Verlag Berlin 1966; weitere Bücher und Reportagen; Gespräche mit Augenzeugen; Veranstaltung im Dresdner Rathaus


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