Die Y-Krise


Seit Jahren versuchen uns die vereinigten imperialistischen Propagandisten (Politiker, privatkapitalistische, staatliche und staatlich finanzierte Institutionen und Medien) zu erklären, warum und was wir für eine Krise haben.

Zunächst tat sich dieses Volksverblödungsgesindel sogar noch schwer damit, den Begriff Krise zu verwenden, denn das war bis 2008 gemäß veröffentlichter Meinung nur ein Begriff, den böswillige marxistische Miesmacher erfanden, um „die Menschen“ gegen den „freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat“ aufzuhetzen.

Zur kurzen Erklärung des Wesens der Krise : Es ist eine der für den Kapitalismus typischen Überproduktionskrisen. Die Kapitalisten steigern zwecks Profitmaximierung die Produktion von Waren, was aufgrund des technologischen Fortschritts mit immer weniger Arbeitseinsatz von Lohnarbeitern möglich ist. Gleichzeitig streben sie danach, die Lohnkosten und Sozialleistungen (auch die ihres Marionettenstaates wie der BRD) für diese Arbeiter zu senken. Das funktioniert über direkte und indirekte Lohnkürzungen, Verlängerung der Arbeitszeit, Intensivierung der Arbeit und Zerschlagung der Sozialsysteme. Aufgrund des erwähnten technologischen Fortschritts, kombiniert mit der systembedingten Profitmaximierung werden immer mehr Lohnarbeiter überflüssig und arbeitslos. Arbeitslosigkeit aber hat, was Jeder weiß, eine drastische Einschränkung des Einkommens und damit der Konsummöglichkeiten zur Folge. Letztlich wird zunehmend mehr produziert, als konsumiert werden kann. Manchmal wird dieser Prozeß verzögert, wenn neue Produktionsbereiche technologisch möglich werden: Computer, Mobiltelefone, Klingeltöne. Aber in diesen neuen Sektoren läuft der geschilderte Prozeß gleichermaßen ab.

Letztlich führt die kapitalistische Ökonomie dazu, immer mehr unverkäufliche Waren zu produzieren. Gleichzeitig drücken sich immer mehr Menschen die Nasen an den übervollen Schaufenstern platt. Der Absatz stagniert. Waren, welche nicht verkauft werden, schmälern den Profit und würgen rückwirkend die Produktion ab.

Kapital kann zunehmend nicht mehr produktiv angewendet werden, aber stilliegendes Kapital liefert keinen Profit – was den Kapitalisten ein Greuel ist, denn sie leben nur vom Profit. Also beginnen sie, mit dem überschüssigen Kapital zu spekulieren. Zunächst auf zukünftige Produktion in noch produktiven Wirtschaftssektoren einschließlich Rohstoffproduktion. Aber die unterliegen den gleichen Mechanismen. Später verlagert sich die Spekulation auf immer waghalsigere Wetten auf den Auf- und Niedergang von Wirtschaftssektoren, Rohstoffen, gegenständlichen Werten, Währungen und worauf noch der ebenso abartige wie nimmermüde Erfindergeist der Kapitalisten, ihrer Manager und Finanzberater kommen mag. Aber: der überwiegende und zunehmende Teil der Gewinne ist virtuell, reine Zahlen auf Papier und in Computern und ohne auch nur ansatzweise Deckung durch gegenständliche Werte (siehe oben: die werden ja immer weniger produziert). Durch Wieder- und Wiederanlage ungedeckter virtueller Werte entstehen gigantische „Spekulationsblasen“, verwaltet von Banken, Fondsmanagern usw..

Irgendwann wird einigen dieser Spekulanten das Spiel zu heiß und sie versuchen, ihr virtuelles Kapital in gegenständliche Werte umzuwandeln, Kredite, Hypotheken u.ä. Werden massenhaft gestoppt. Die Spekulationsblasen platzten, und plötzlich geraten die Banken und Fonds in Zahlungsnot; für den Großteil ihrer verwalteten Geldanlagen existieren keine oder nur minimale Sicherheiten, sie sind nahezu wertlos.

Daher zeigt sich die ökonomische Krise zuerst als eine „Bankenkrise“. Aber die ist eben nicht die Krise selbst, sondern nur ein und auch nur erstes Symptom.

Die produktiven Anlagemöglichkeiten aber (siehe oben) immer noch am Boden. Um das kapitalistische Wirtschafssystem vor dem sofortigen Zusammenbruch zu retten, springt nun der Staat der Finanzkapitalisten mit „Rettungspaketen“ für die (tatsächlich) systemrelevanten Banken aus Steuergeldern ein. Die allerdings wieder nicht produktiv angelegt werden können, sondern weiter in die nun auch schon nicht mehr funktionierenden Spekulationen gepumpt werden. Um diese gigantische Geldverbrennungsmaschinerie in Gang zu halten und das „Bankenretten“ zu finanzieren, ist der Staat gezwungen, andere Ausgaben drastisch zu kürzen, also Ausgaben des staatlichen Konsums (Staatsinvestitionen, Staatsunternehmen, Bezahlung von Staatsangestellten und vor Allem die Sozialsysteme des Staates). Das versetzt nicht nur dem öffentlichen, sondern auch dem privaten Konsum der von staatlichen Leistungen Abhängigen den Todesstoß.

Jetzt sind nicht nur die Banken betroffen, sondern auch die Staatsfinanzen. Folgerichtig erklärt jetzt die bürgerliche Journaille die Krise zur „Finanzkrise“ - wiederum nur die Benennung des nächsten Symptoms. Aber jetzt muß der Staat zur Finanzierung des Finanzkapitalistenrettens auch neue Schulden aufnehmen. Und bei wem? Wiederum bei Finanzkapitalisten. Die sehen aber jetzt, daß diese neuen Schulden in der großen Geldverbrennungsmachinerie landen. Also gibt’s Kredite für den Staat gar nicht mehr oder nur zu horrenden Zinsen. Wie reagieren die Volksverwirrer darauf? Klar, sie benennen das Kind erneut um, es heißt jetzt „Schuldenkrise“. Und wenn diese Entwicklung im Währungsraum des Euro stattfindet und dessen Aufrechterhaltung in Gefahr gerät, heißt es dann „Eurokrise“. Schon gemerkt? Die zugrundeliegende Überproduktionskrise ist immer noch die gleiche wie am Anfang, nur in verschärfter Form mit immer umfassenderen Symptomen.

Aber jetzt zu weiteren „Krisen“: Die Banken-, Finanz-, Schulden- und Eurokrise sind zwar schon verlogen genug, haben aber noch einen ansatzweisen realen Bezug zur Überproduktionskrise. Damit gibt sich die bürgerliche Volksverwirrungsjournaille aber nicht zufrieden und belästigt uns noch mit weiteren absurden Krisenbegriffen.

Da wäre zunächst die „politische Krise“. Natürlich ist auch da wieder was dran. Denn die politischen Lakaien des Finanzkapitals gaukeln der Bevölkerung ja vor, sie würden den Staat und seine Finanzen kontrollieren und stünden hierarchisch über ihren Auftraggebern. Aber nun wird auch für den Dümmsten sichtbar, daß der Staat und die Politiker nur Marionetten des Finanzkapitals und völlig unfähig sind, die Wirtschaftskrise zu lösen oder auch nur elementare Ansätze der viel und oft herumposaunten Bankenkontrolle umzusetzen. Denn seit wann kommandiert das Hündchen seinem Herren?

Noch besser ist die „Vertrauenskrise“. Ursache der Krise soll damit unter Anderem sein, daß die systembedingt Verarmten und Verarmenden dem kapitalistischen System und Staat kein Vertrauen mehr entgegenbringen und deshalb den Konsum und die Anlagen ihre r vielen überflüssigen Kohle verweigern. Das geht nun völlig am Wesen der Krise vorbei.

Aber den Volksverdummungsvogel abgeschossen hat zweifellos Christine Haderthauer, die bayerische Asozialministerin, mit ihrer „Männerkrise“. Sinngemäß: Da derzeit die Mehrheit der Entscheidungsträger in der BRD Männer sind, können nur die Männer an der Krise schuld sein. Frauen würdens besser machen. Anders gesagt: Frauen könnten dafür sorgen, daß der Kapitalismus nicht mehr kapitalistisch ist, wenn nur mehr von ihnen in Vorständen und anderen Entscheidungspositionen säßen.

Da gebe ich mir alle Mühe, die Ursachen der Krise möglichst einfach zu erklären, aber habe das Wichtigste und Grundlegende wohl doch übersehen: Das Y-Chromosom!

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Das Umdenken