Feierliches Ende des G8-Mummenschanz
Da waren sie wieder, die "Ökonomisten, Philanthropen, Humanitäre, Verbesserer
der Lage der arbeitenden Klassen, Wohltätigkeitsorganisierer, Abschaffer der
Tierquälerei, Mäßigkeitsvereinsstifter, Winkelreformer der buntscheckigsten
Art", wie Marx und Engels sie bezeichneten. Alle im enthusiastischen Sturm auf
die bestehenden Verhältnisse, voller Ideen, was Alles nicht wünschenswert ist,
schöpferisch, was das Austricksen der staatlichen Gewaltorgane betrifft, meist
besonnen, deren Eskalationsstrategie und gezielte Provokationen auszuhebeln -
und darüberhinaus völlig nutzlos.
Weder ein i-Punkt noch ein Komma der Beschlüsse der Weltoberschmarotzer wurde
dadurch auch nur einen Millimeter versetzt. Die Staatsorgane konnten sich mit
den neuesten Widerstandstaktiken bekanntmachen und unmittelbar daran erproben.
Die kapitalistischen Mehrheitsmedien überzeugten große Teile der Bevölkerung,
daß sich dort hauptsächlich gewaltbereite Erlebnistouristen austobten und
beinahe zukunftsweisende Beschlüsse zum Nutzen der Menschheit verhindert hätten.
So hatten am Ende Alle Grund zum Feiern. Die G8-Gegner feierten sich für ihre
erfolgreich durchgeführten politisch wirkungslosen Aktionen, die Polizisten
dafür, daß diese wirkungslos blieben und die Herrschenden und ihre politischen
Geschäftsführer feierten sich erst recht, weil nicht nur Alles nach Plan
verlief, sondern die selbstprovozierte Gewalteskalation bei künftigen
Protestveranstaltungen weitere Einschränkungen bürgerlicher Rechte erleichtert.
Und auch bei den bürgerlichen Medien besteht Grund zur Freude, konnten doch die
Vorurteile gegenüber Gegnern der imperialistischen Globalisierung kräftig
geschürt werden.
Alles in Allem für Alle eine gelungene Veranstaltung. Nur für eins nicht: Die
Eindämmung der asozialen aggressiven reaktionären menschenfeindlichen Politik
der BRD und der anderen imperialistischen Hauptmächte. Die Zeche der Tagung und
des Drumherum zahlt eh der Steuerzahler. Und jeder einzelne Cent dieser Steuern
wurde von fleißigen Arbeiterhänden erarbeitet.
Am Rande des G8-Treffens: BAO Kavala, LPD und Gesa - LQI?
Nanu, das Kauderwelsch aus dem Jargon der gepanzerten und prügelnden
Staatsmacht erinnert mich doch an irgendwas? Ach ja, richtig: An Victor
Klemperers "LTI". LTI steht dabei für "Lingua Tertii Imperii" - "Die Sprache
des Dritten Reiches". Mit diesem Begriff umschreibt Klemperer die interne
Kürzelsprache faschistischer Institutionen, durch welche das Gefühl erzeugt
wird, zum eingeweihten Kreis einer gesellschaftlichen Elite zu gehören und eine
verschworene Gemeinschaft zu bilden.
Natürlich macht sowas Eindruck. Auf mich, der ich in der DDR
Geschichtsunterricht hatte und nicht den Geschichtenunterricht des
BRD-BILDungswesens, einen sehr unangenehmen. Zumal, wenn im Zusammenhang mit
Massenverhaftungen politischer Gegner unter anderem durch schwarzgekleidete
Herren die Abkürzung "Gesa" auftaucht. Das schafft - in einem
freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat natürlich völlig aus der Luft
gegriffene - Assoziationen mit einem ähnlichen Kürzel, welches drei Buchstaben
mehr enthält.
Zur Hauptseite Zur Textübersicht