Deutsches Hygienemuseum Dresden - Jämmerliche Geschichtsklitterung

Nun, jämmerlich entweder aufgrund jämmerlicher Recherche - oder jämmerlich aufgrund der zu leicht durchschaubaren Lüge karrieregeiler Fälscher.

Ich meine die inhaltlich Verantwortlichen für die derzeitige Sonderausstellung „Freundschaft“ im Deutschen Hygienemuseum in Dresden. Im Eingangsbereich sind dafür ausgewiesen:

„Kurator und Projektleiter: Daniel Tyradellis
Assistenz und Projektkoordination Berlin: Sophie Plagemann
Wissenschaftliche Mitarbeit: Johanna Stapelfeldt
Projektkoordination Dresden: Juliane Rahmel
Schwerpunktrecherchen: Jana Wittenzellner
Praktikum: Anika Fiedler
Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Marina Münkler, Technische Universität Dresden (...)“

Im ersten Raum sind Geschenke von und für Politiker und Diplomaten aus aller Welt ausgestellt. Abgesehen davon, ob man beispielsweise bei diplomatischen Beziehungen verfeindeter Staaten von Freundschaft sprechen kann – Waffenstillstand wäre wohl der treffendere, wenn auch politisch für etwas Anderes gebrauchte, Begriff – fand ich in den ersten drei Vitrinen in den Beschreibungen der Exponate drei grobe sachliche Fehler unterschiedlicher Art, welche entweder für wissenschaftliche Inkompetenz oder für absichtliche Lüge sprechen.

1. Exponat: Ein Schildkrötenschild aus Mosambik und ein Schwert aus Angola, Erich Honecker 1979 als Geschenke auf einer Afrikareise überreicht. Im zugehörigen Text steht: „Die zwei exotischen Geschenke geben Hinweise auf die deutliche Vergrößerung des Außenpolitischen Spielraums der DDR nach dem Grundlagenvertrag mit der BRD und der Aufnahme in die UNO. Tatsache ist, daß sich die BRD 1972 mit dem „Grundlagenvertrag“ um die völkerrechtliche Anerkennung der DDR herummogelte, welche von vielen Staaten bereits längst erfolgt war. Die Beziehungen zu Mosambik hatten mit der BRD nicht das Geringste zu tun. Im Unterschied zum Kapitalexport und Neokolonialismus oder den angeblichen Mädchenschulen- und Brunnenbauern der Bundes'wehr' der BRD leistete die DDR tatsächliche internationalistische Entwicklungshilfe.

2. Exponat: Büste „Lenin schreibend“, 1947 von sowjetischen Genossen in der UdSSR einer SED-Delegation mit Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl überreicht. Im Text: „Der außenpolitische Spielraum der DDR war zu dieser Zeit minimal.“ Was irgendwie selbstverständlich ist, da der demokratische deutsche Staat erst 1949 gegründet wurde und die spätere DDR zu dem Zeitpunkt die sowjetische Besatzungszone (SBZ) war.

3. Exponat: Eine Pralinenschachtel, welche dem Erzreaktionär Konrad Adenauer 1955 in Moskau überreicht wurde. Hier steht im Begleittext: „Die BRD nahm offizielle diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion auf, und die Russen gaben ihr Ehrenwort, die letzten deutschen Kriegsgefangenen freizulassen.“ Jeder ansatzweise halbgebildete Mensch weiß, daß die Sowjetunion nicht nur aus Rußland bestand, sondern multinational war. Nicht einmal die zentrale Person imperialistischer Hetze, Josif Wissarionowitsch Dschugaschwili, den Meisten bekannt als Stalin, war Russe. „Die Russen“ ist die Übernahme des primitiven Goebbelssprech, der auch nur „die Russen“ kannte. Dumme Menschen brauchen eben einfache Feindbilder. Die für die Ausstellung Verantwortlichen können ihre ideologische Heimat, die maßgeblich von Faschisten gestaltete BRD, eben nicht verbergen. Ganz abgesehen davon, daß derzeit die Hetze gegen Rußland ein Kernmotiv für alle BRD-Propagandisten ist.

Ich machte das Personal auf zwei der groben Fehler (2. und 3.) aufmerksam. (Nebenbei: im Ausstellungskatalog sind sie nicht enthalten.) Sie wurden mir auch als solche bestätigt. Am nächsten Tag war ich nochmal da und wurde informiert, daß meine Kritik weitergeleitet wurde. Ich bin nun gespannt, ob sich an den geschichtsfälscherischen Beschriftungen der Exponate etwas ändert.

Was in der Ausstellung bestimmt dauerhaft fehlen wird, ist der Verweis auf die FDJ, eine antifaschistische und antimilitaristische Organisation in beiden deutschen Staaten, deren Grußformel „Freundschaft!“ ist und welche 1951 in der B'R'D verboten wurde. Trotz der Regelung des Annexionsvertrags von 1990, nach dem alle in der DDR zugelassenen Parteien und Organisationen auch in der B'R'D legal sind, wird sie immer wieder - entgegen gültiger Rechtsprechung der B'R'D - von Staatsschergen kriminalisiert und juristisch terrorisiert. Sie gehört derzeit zu den aktivsten Organisationen, welche sich gegen die Militarisierung, die Aggressionskriege der B'R'D und die Geschichtsklitterung in der B'R'D-Propaganda stellt.

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