Der Klavierspieler


Was das (sogenannte Unter-)Bewußtsein im Traum so verarbeitet, ist für mich immer wieder erstaunlich. Keine Angst, hier haben sich nicht etwa irgendwelche Esoteriker in unsere Publikationen eingeschlichen, sondern in der Nacht vor unserer Veranstaltung („Kann die BRD die Krise überwinden / Die Kommunistische Initiative stellt sich vor" am 27.02.2010) war ich offenbar dermaßen damit beschäftigt, daß ich davon träumte – darunter auch die Anzahl der Teilnehmer. Witzig ist, daß ich diesen Traum zwei Genossen mitteilte (hinterher zu sagen, man hätte das gewußt, wäre ja ziemlich albern): daß 21 Leute teilnehmen. Nun ratet mal, wie viele Personen da waren. Sie gehören verschiedenen Parteien und Organisationen an. Unter den Teilnehmern waren auch einige nicht organisierte Kommunisten und andere Interessenten. Darunter auch ein Genosse der Kommunistischen Partei Polens.

Im Traum habe ich bei den Teilnehmern den Klavierspieler mitgezählt. Nun gibt's im „Haus der Begegnung" in Dresden, der DIE LINKE gehörend, zu der wir im sonst eher erzreaktionären Dresden ganz gute Verbindungen haben, gar kein Klavier. Aber der Klavierspieler aus meinem Traum war wohl der Genosse der KI mit seiner Gitarre, welcher die Veranstaltung musikalisch einleitete. Wie auch der erste Teil der Veranstaltung insgesamt unkonventionell war.

Die Fragestellung, ob die B"R"D die Krise überwinden kann, war ohnehin eher provokativ. Die derzeitige Weltwirtschaftskrise ist nicht die erste eines imperialistischen deutschen Staates. Und kein imperialistischer deutscher Staat, als deren eines (des faschistischen Deutschen Reiches) Rechtsnachfolger sich ja auch die B"R"D betrachtet, hat je eine solche Krise überwunden und überstanden. Tja, und dieses im Nazijargon „Tausendjährige Reich" hielt ja nicht nur bißchen kürzer als 1000 Jahre, sondern hinterließ die Erinnerung an das verbrecherischste Regime, welches jemals existierte.

Da die Teilnehmer ausschließlich politisch interessierte und uns ideologisch nahestehende Personen waren, konnten wir auch davon ausgehen, daß die Erscheinungen der Krise ebenso bekannt sind wie ihre Grundlagen und die Erkenntnis der Nutzlosigkeit bis Schädlichkeit der staatlichen Maßnahmen, ihr zu begegnen.

Die zwei Beiträge zur Krise wurden in Dialogform dargeboten. Der erste mit dem Titel „Der subjektive Faktor" beschäftigte sich mit den objektiven Krisenerscheinungen und den ihnen zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten und der mangelnden subjektiven Widerspiegelung im Bewußtsein des Proletariats der BRD. Er gipfelte und endete in der Schlußfolgerung, daß die Schaffung einer einheitlichen kommunistischen Partei auf marxistisch-leninistischer Grundlage die entscheidende Grundlage für eine schlagkräftige und erfolgreiche revolutionäre Arbeiterbewegung ist. Der zweite Beitrag („Gesetze") stellte die Gesetzmäßigkeit der Verschärfung der gesellschaftlichen Widersprüche im Kapitalismus dar, welche durch keine der Maßnahmen des kapitalistischen Staates in der Krise überwunden werden können, sondern weiter auf die Spitze getrieben werden. Auch am Ende dieses Beitrages stand die Schlußfolgerung, daß die objektiv notwendige revolutionäre Überwindung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse nur unter Führung der kommunistischen Partei vollzogen werden kann.

Im zweiten Teil, der Vorstellung der KI, wurde nochmals ein Überblick über die Bedingungen der KI-Gründung, gegenüber der Perspektivkonferenz etwas abgeändert und aktualisiert, gegeben, sowie ein Überblick über die bisherige Entwicklung, Strukturierung und Arbeit.

Besonderes Augenmerk legten wir auf die Entkräftung der häufigsten Lügen und Irrtümer über die KI, genauer gesagt die Vorwürfe der Spaltung kommunistischer Kräfte, des Versuchs der Abwerbung aus bestehenden Organisationen und der Konkurrenz zu bestehenden Aktionsbündnissen. Wir stellten klar, daß wir – im Unterschied zu anderen Organisationen – niemanden vor die Alternative stellen, in seiner Organisation zu bleiben ODER in die KI einzutreten. Was schon rein formal nicht geht, da bei uns keine Mitgliedschaft existiert, sondern wir ein Personenbündnis von Unterstützern der KI aus verschiedenen Organisationen sowie nicht organisierter Kommunisten sind. Weiterhin machten wir den Unterschied zwischen Aktionsbündnissen und dem durch die KI angestrebten Sammlungs- und Einigungsprozeß der Kommunisten auf marxistisch-leninistischer Grundlage deutlich, wodurch wir eine ganz andere Zielstellung und auch Zielgruppe als Aktionsbündnisse, Runde und Rote Tische usw. haben.

Die nachfolgende Diskussion zeigte, daß wir mit Themenwahl und Gestaltung der Veranstaltung richtig lagen. Ein Teilnehmer rekapitulierte zum Thema Krise die früheren Weltwirtschaftskrisen und die in verschiedenen Staaten sehr unterschiedlichen Wege, sie zu überwinden, wobei er bei der jetzigen eine neue Qualität daran festmachte, daß sie gleichzeitig eine Produktions-, Finanz- und Hegemonialkrise ist. Was aus meiner Sicht aber auf die vergangenen Weltwirtschaftskrisen ebenso zutraf.

Schwerpunkt der Diskussion war aber selbstverständlich die KI. Ihre Schaffung wurde mehrheitlich begrüßt. Dabei brachten mehrere Genossen Ratschläge vor, wie sie denn eine KI gestalten würden, wenn jemals so etwas geschaffen würde und sie daran mitarbeiteten. Vom Verzicht auf das Kriterium, die sozialistischen Staaten und insbesondere die DDR als größte Errungenschaften der Arbeiterbewegung anzuerkennen, über den Komplettverzicht auf jegliche Kriterien bis hin zur Forderung, die Diktatur des Proletariats als Ziel fallenzulassen, kamen auch einige absonderliche Vorstellungen zur Sprache. Auch die übliche gedankliche Vermengung von Aktionsbündnissen und Einigungsbestrebungen der Kommunisten blieb nicht aus.

Wir beendeten die Veranstaltung aus Zeitgründen nach über 2 Stunden, ohne die vielen Themen ausdiskutieren zu können. Im Anschluß fanden noch längere Zeit persönliche Gespräche zwischen Teilnehmern und KI-Unterstützern statt, worin in einigen auch das Interesse an weiteren Informationen und Kontakten geäußert wurde. Insgesamt schätzen wir die Veranstaltung, welche ja auch die erste ihrer Art in unserer Region war, als erfolgreich ein. Insbesondere trug die Verbindung der Information über die KI mit dem aktuellen politischen Thema Weltwirtschaftskrise, welches ja Viele unmittelbar betrifft, zu Anspruch und Qualität der Veranstaltung bei.

Die kompletten Texte der Referate können hier eingesehen werden.

Inzwischen wurde ich heute, am 03.03.2010, auf der Sitzung des Koordinierungsrates des Kommunistischen Aktionsbündnisses Dresden gebeten, auf der Marxistischen Schulung am 16.03. das Referat zum Thema „Bedingungen und Wege zur Einigung der Kommunisten in der BRD" zu halten. Natürlich habe ich gern zugesagt. Auch dort werde ich selbstverständlich unsere Aktivitäten darstellen.


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Das Umdenken