Kommunismus

Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus.[1] Mit diesen Worten beginnt eines der bedeutendsten Werke der Menschheitsgeschichte: das “Manifest der kommunistischen Partei” von Karl Marx und Friedrich Engels.

Inhalt

1. Wer muß den Kommunismus fürchten?
2. Propagandistischer und gewaltsamer Antikommunismus
3. Die Wahrheit über den Kommunismus
  3.1. Beendigung des Schmarotzertums
  3.2. Fähigkeiten und Bedürfnisse
  3.3. Selbstverwirklichung
  3.4. Wissenschaft im Kommunismus
  3.5. Kultur im Kommunismus
  3.6. Bildung im Kommunismus
4. Die Organisation der kommunistischen Gesellschaft
  4.1. Strukturelle Selbststabilisierung
  4.2. Privilegienhierarchie und Kompetenzhierarchie
  4.3. Bescheidenheit
5. Glaube versus Erkenntnis

1. Wer muß den Kommunismus fürchten?   [zum Inhaltsverzeichnis]

Aber für wen ist der Kommunismus ein Gespenst? Etwas, das sie nicht verstehen, etwas, von dem eine Gefahr für sie ausgeht, etwas, vor dem sie grenzenlose Angst haben, etwas, das nicht zu fassen und nicht zu vernichten ist?

Auch darüber geben Marx und Engels Auskunft: “Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutsche Polizisten.[2] Kurz: alle Herrscher und deren Lakaien, die um den Bestand der kapitalistischen Gesellschaftsordnung fürchten, in der sie schmarotzen oder von den Schmarotzern korrumpiert werden. Die Namen haben sich seitdem geändert, aber die unversöhnlichen Fronten bleiben.

Auf der einen Seite die Kommunisten, welche für Gleichberechtigung Aller eintreten, am Reichtum der Gemeinschaft teilzuhaben, aber auch für die Pflicht, dazu beizutragen. Sie sind die konsequentesten, bewußtesten und fortschrittlichsten Vertreter und damit Vorreiter und Führer (“Avantgarde”) des Proletariats.

Auf der anderen Seite die Herrscher der jetzigen Ordnung, die Bourgeois[3], aber auch ihre korrupten Lakaien in Staat, Management und Medien, welche sich auch zukünftig an der Gemeinschaft zum Schaden Anderer bereichern wollen, aber nichts oder möglichst wenig für sie tun.

2. Propagandistischer und gewaltsamer Antikommunismus   [zum Inhaltsverzeichnis]

Die Bourgeoisie und ihre Lakaien bilden aber nur eine Minderheit der Bevölkerung. Sie wären niemals in der Lage, sich gegen die ausgebeutete werktätige Mehrheit zu halten, wenn sie diese nicht spalten und große Teile auf ihre Seite ziehen würden und zugleich die Kommunisten unterdrücken.

Es wäre ein aussichtsloses Unterfangen, der antikommunistischen Propaganda auf gleicher (Medien-)Ebene entgegenzutreten und jede ihrer Lügen über den Kommunismus zu entkräften. Denn die Bourgeoisie beschäftigt ganze Heerscharen von Lügnern und während man eine Lüge entlarvt, werden zehn neue ausgeheckt.

3. Die Wahrheit über den Kommunismus   [zum Inhaltsverzeichnis]

Deshalb schreibe ich nicht, was Lügen über den Kommunismus sind, sondern was die Wahrheit ist und werde dabei nur auf einige häufige antikommunistische Argumente eingehen. Mögen Sie selbst beurteilen, wem Sie eher glauben: Kommunisten, die wissen, was Kommunismus ist oder Antikommunisten, die den Kommunismus von der Position des Todfeindes betrachten. Stellen Sie sich dabei die einfache Frage, ob Sie einen Fleischer nach den Vorzügen fleischarmer oder gar vegetarischer Ernährung fragen würden.

3.1. Beendigung des Schmarotzertums   [zum Inhaltsverzeichnis]

Der Kommunismus ist, wie schon dargelegt, eine tatsächliche Bedrohung - und zwar eine Bedrohung der schmarotzerischen Minderheit, die sich an der Ausbeutung der Arbeitskraft Anderer bereichert. Ihre Lebensweise, der Gesellschaft gemessen an ihrer Leistung unverhältnismäßig viele Werte zu entziehen und sich anzueignen, wird beim Übergang in den Kommunismus vollständig und endgültig beseitigt. Wohlgemerkt ihre Lebensweise, nicht ihr Leben.

Warum beseitigen wir das Schmarotzertum? Um ihm, einmal an der Macht, selbst zu frönen? Mitnichten. Denn Kommunismus bedeutet Gemeinnutz Aller. Das kommunistische Prinzip: “Jeder nach seinen Fähigkeiten, Jedem nach seinen Bedürfnissen.” gilt zuallererst und schon vor der Errichtung der Gesellschaftsordnung Kommunismus für die kommunistische Partei.

3.2. Fähigkeiten und Bedürfnisse   [zum Inhaltsverzeichnis]

Wie ist dieses Prinzip zu verstehen? Der Kommunismus ist eine gemeinnützige Gesellschaftsordnung. “Jeder nach seinen Fähigkeiten.” heißt nicht, daß sich Jeder verausgabt. Denn schon heute im Kapitalismus, in welchem sich aufgrund von Massenarbeitslosigkeit längst nicht mehr Jeder verausgaben kann, wird aus Profitinteressen viel zuviel produziert.

Die Fähigkeiten sollen im Kommunismus nicht eingesetzt werden, möglichst viel zu produzieren und damit der Umwelt den Todesstoß zu versetzen. Jeder soll seinen persönlichen Talenten und körperlichen wie geistigen Merkmalen entsprechend gemeinnützige Arbeit bestmöglich und damit auch zukunftsorientiert leisten.

So sind auch die Bedürfnisse zu verstehen. Sie werden aufgrund des kommunistischen Bewußtseins den Bedürfnissen der Gemeinschaft nicht durch Zwang untergeordnet, sondern ihnen vom Einzelnen bewußt und freiwillig angepaßt. Im Kommunismus bilden Gesellschaftsordnung und individuelles Verhalten eine Einheit und beruhen auf Erkenntnissen, nicht wie derzeit auf Trieben (Habsucht, Herrschsucht, Selbstsucht).

3.3. Selbstverwirklichung   [zum Inhaltsverzeichnis]

Im Unterschied zu Aussagen der antikommunistischen Propaganda streben die Menschen im Kommunismus keine Gleichmacherei an, sondern aufgrund gleicher Rechte erhält Jeder die Möglichkeit und Förderung, seine individuellen Fähigkeiten und Interessen bestmöglich zu verwirklichen. Da er aufgrund des kommunistischen Bewußtseins[4] damit keine anderen Interessen verletzt, sondern ebenfalls bestmöglich fördert, ist die Selbsverwirklichung JEDES Einzelnen kein Ziel, sondern ein Kennzeichen des Kommunismus.

Wenn Jemand mal keine Antikommunisten, sondern Kommunisten fragen würde, wüßte er, daß Kommunisten schon heute beim Umgang miteinander diese Selbstverwirklichung Aller praktizieren. Wenn Jemand eine Aufgabe übernimmt, dann ja wohl am Besten eine, welche ihm Freude bereitet, zu deren Erfüllung er fähig ist, bei der er von allen Anderen unterstützt wird und welche seine Fähigkeit, weitere Aufgaben zu übernehmen, entwickelt.

Solche Absichten findet man zwar auch in Grundsätzen kapitalistischer Unternehmensführung, aber sie sind nur begrenzt zu verwirklichen. Denn die Konkurrenz zwischen Unternehmen begrenzt die Umsetzung auf einzelne Unternehmen, bestenfalls sind noch die Kooperationspartner eingeschränkt einbezogen (denn auch hier gilt zuerst der Grundsatz: billig einkaufen, teuer verkaufen). Aber selbst zwischen Lohnarbeitern des Unternehmens und seitens von außen in das Unternehmen drängender Lohnarbeiter entsteht ein Konkurrenzdruck, welcher z.B. in Form von Mobbing zur allgemein bekannten Erscheinung wird und dem Miteinander immer Grenzen setzt.

3.4. Wissenschaft im Kommunismus   [zum Inhaltsverzeichnis]

Kommunistische Wissenschaft und Forschung ermöglicht, daß Spitzenkräfte ihres Gebiets gemeinsam an einem Projekt arbeiten, was die materiellen Mittel wie die personelle Ausstattung und Qualifikation gegenüber jetzt vervielfacht. Fälschungen aus Karrieregründen sind auszuschließen, denn im Kommunismus steht der Wissenschaftler im Dienste der Gemeinschaft und derer “Karriere”, und dazu dienen nur möglichst genaue und auf Fehler ausgiebig geprüfte Ergebnisse.

Derzeit ist üblich, daß Spitzenwissenschaftler in konkurrierenden Forschungseinrichtungen etwa gleichviel Energie und materielle Mittel aufwenden, ein bestimmtes Ziel schnellstmöglich zu erreichen (man denke an den ständigen Wettlauf zwischen den Mikroprozessorherstellern[5] Intel und AMD oder den inzwischen durch CELERA gewonnenen um die Entschlüsselung der menschlichen Gesamterbinformation).

Als Argument für diese Art, zu forschen, ist, daß sich die Kontrahenten gegenseitig vorwärtstreiben. Zwei Probleme werden dabei verheimlicht: Erstens, daß es nicht um das beste, sondern schnellste Ergebnis geht (was sich z.B. durch Rechenfehler einer ganzen Baureihe von Intel-Mikroprozessoren zeigte, von Softwareentwicklern ganz zu schweigen). Zweitens, daß zur Förderung der eigenen Karriere wissenschaftliche Daten gefälscht oder erfunden werden, wie in den letzten Jahren immer wieder zu Tage kam.

3.5. Kultur im Kommunismus   [zum Inhaltsverzeichnis]

Hier gilt sinngemäß das über Wissenschaft Gesagte. Die Kultur ist auf die Befriedigung der kulturellen Bedürfnisse aller Mitglieder der Gemeinschaft ausgerichtet. Das wird durch die Selbsverwirklichung Aller, also auch der Kulturschaffenden, unterstützt.

Einerseits führt das zur optimalen Förderung der Kulturschaffenden durch die Gemeinschaft. Andererseits streben diese danach, die kulturellen Bedürfnisse ALLER mit bestmöglichem Einsatz zu befriedigen.

Noch ist nicht vergessen, wie das bereits im Sozialismus umgesetzt wurde. Theater- und Konzertanrechte, Schülerkonzerte und staatlich gestützte Eintrittspreise ermöglichten Jedem den Zugang zu qualitativ hochwertiger Kunst in allen Bereichen. Aber das war nur ein Vorgeschmack dessen, was im Kommunismus möglich wird.

Derzeit erleben wir einen beispiellosen kulturellen Verfall. Von Kapitalisten geförderte Medien”stars” wie Daniel Küblböck und Inszenierungen (aufgrund der Konkurrenz) profilierungswütiger Intendanten und Regisseure bestimmen das Bild. Die horrenden Eintrittspreise für “seriöse”(=ernsthafte) Kulturstätten schließen die (werktätige oder arbeitslose) Mehrheit aus und treibt sie vor den Fernseher. Dort können sie dann mitraten, ob ein bedeutender deutscher Philosoph der Aufklärung Kant oder Kanne hieß.

3.6. Bildung im Kommunismus   [zum Inhaltsverzeichnis]

Bildung ist im Kommunismus ein weiterer zentraler Bestandteil der allseitigen Entwicklung jedes Einzelnen. Sie nutzt Jedem und rückwirkend auch der gesamten Gesellschaft. Denn nur ein bestmöglich gebildeter Mensch ist in der Lage, bewußt und gezielt zum Nutzen Aller und damit zu seinem eigenen zu handeln.

Das bedeutet zuerst einmal, daß Alle gleiche Bildungschancen erhalten und diese - entsprechend ihren persönlichen Möglichkeiten - individuell in Anspruch nehmen können. Das wurde schon in den sozialistischen Ländern, z.B. der DDR, umgesetzt. Nicht umsonst schneidet noch heute Finnland, dessen Bildungssystem dem der DDR entlehnt wurde, in den PISA-Studien wesentlich besser ab, als die BRD.

Ein weiterer Vorteil der Bildung im Kommunismus ist die wissenschaftliche Weltanschauung. Nicht nur die Bildungsinhalte beruhen auf den Erkenntnissen der objektiven Realität, eingeschlossen objektive Gesetzmäßigkeiten und Notwendigkeiten in Materie, Bewußtsein und Gesellschaft. Auch Bildungsmethoden und die Struktur des Bildungswesens haben wissenschaftliche Grundlagen.

So wird möglich, daß Jeder die Bildung erhalten kann, welche seinen persönlichen Voraussetzungen und Interessen entspricht. Das schafft ein geistiges Potential, welches sich vom heutigen Standpunkt höchstens erahnen läßt - aber schon diese Ahnung erzeugt - zumindest bei mir - die Begeisterung, das auch schnellstmöglich praktisch umzusetzen.

4. Die Organisation der kommunistischen Gesellschaft   [zum Inhaltsverzeichnis]

Um den Kapitalismus endgültig zu überwinden, ist erforderlich, die Grundzüge der gesellschaftlichen Organisation im Kommunismus zu kennen. Nur so ist möglich, die sozialistische Gesellschaft zielgerichtet zur kommunistischen zu entwickeln. Ich weiß, daß hier versuche, Grundsätze zu entwerfen, welche sich theoretisch aus der Beachtung objektiver gesellschaftlicher Gesetzmäßigkeiten ergeben, welche in der bürgerlichen Ideologie nicht anerkannt werden.

4.1. Strukturelle Selbststabilisierung   [zum Inhaltsverzeichnis]

Aus dem Marxismus-Leninismus ist bekannt, daß der Kommunismus klassen- und damit staatenlos ist. Die kommunistische Gesellschaft muß sich somit selbst organisieren bzw. von jedem ihrer Mitglieder in allen Bereichen des Lebens organisiert werden. Das schließt aus, daß ein “über” oder “außerhalb” der kommunistischen Gesellschaft existiert. Daraus ergibt sich, daß im Kommunismus auch keine kommunistische Partei mehr bestehen kann, sondern jedes Mitglied der Gesellschaft selbst kommunistisch handelt.

Das mag aus heutiger Sicht utopisch klingen, aber nur, weil dies die Sicht vom Standpunkt der kapitalistischen Klassengesellschaft und ihrer Ideologie[6] ist . Die proletarische Revolution schafft die sozialistischen Produktionsverhältnisse[7]. Der sozialistische Aufbau beinhaltet dann nicht nur die Herstellung vollständigen gesellschaftlichen Eigentums, sondern auch die Ausprägung der sozialistischen Persönlichkeit, den individuellen Übergang von rücksichtsloser Selbstsucht (Egoismus) zum bewußten Gemeinnutz (Kommunismus). Die Entwicklung der sozialistischen Persönlichkeit ist untrennbar mit der Herstellung sozialistischer Eigentumsverhältnisse verbunden und mündet schließlich in die kommunistischen Gesellschaftsordnung mit kommunistischem Bewußtsein Aller.

Das ist keinesfalls durch zentralistischen Zwang (“Kommunismus von oben”) zu erreichen, sondern erfordert die Erkenntnis Aller. Kommunismus bedeutet die Freiheit[8] Aller, die bewußte freiwillige Entscheidung Aller, der Gemeinschaft zu nutzen. Erst, wenn Alle das Notwendige innerhalb ihres Handlungs- und Entscheidungsraumes erkennen und umsetzen und allen Anderen in deren Handlungs- und Entscheidungsraum mit Recht vertrauen, ist die kommunistische Gesellschaft umgesetzt.

4.2. Privilegienhierarchie und Kompetenzhierarchie   [zum Inhaltsverzeichnis]

Wie wird dieser Gemeinnutz in der gesamten Gesellschaft umgesetzt? In der Klassengesellschaft besteht eine (Privilegien-)Hierarchie[9]. Im Kommunismus existieren keine Rang- bzw. Privilegienunterschiede mehr. Dennoch muß die Gesellschaft organisiert werden. Im Unterschied zu den Klassengesellschaften erfolgt die Organisation aufgrund der Kompetenz[10].

Ich verwende dafür den Begriff der Kompetenzhierarchie (Legitimation von Entscheidungsträgern durch Fähigkeit), wobei diese Kompetenz sich im Nutzen der Gemeinschaft zeigt und von der Fähigkeit unterscheidet, sich selbst zu nutzen (und Anderen zu schaden), welche der Privilegienhierarchie der Klassengesellschaften zugrundeliegt.

Die Verantwortlichkeit wird demokratisch in jedem Bereich des gesellschaftlichen Lebens festgelegt. Das schon biblische Verhältnis von 1:10 je Kompetenzstufe ist ein nützlicher, wenn auch nicht unbedingt bindender Richtwert.

Aufgrund der Durchflechtung verschiedener Kompetenzhierarchien ist ausgeschlossen, daß irgendwo ein “absoluter Herrscher” oder eine Schicht mit gemeinsamen, der Gemeinschaft gegenläufigen Interessen, hervorgebracht wird. Die Anzahl gleichrangiger Entscheidungsträger je Kompetenzebene sollte gerade sein[11].

Durch die Durchflechtung der Kompetenzhierarchien wird die Einheit von Philosophie, Naturwissenschaft und Wirtschaft[12] auf allen Ebenen hergestellt. Das erscheint banal, ist es aber durchaus nicht, wenn man sich die Trennung der einzelnen Bereiche menschlicher Erkenntnis und menschlichen Handelns in der (kapitalistischen) Klassengesellschaft vor Augen führt.

Wie in vorigen Abschnitten dargestellt, steht die allseitige Entwicklung individueller Fähigkeiten im Mittelpunkt gemeinschaftlichen Handelns. Die durchflochtenen Kompetenzhierarchien gewährleisten das Ziel und die Grundlage des Kommunismus: die Selbstverwirklichung jedes Einzelnen zum Nutzen der Gemeinschaft. Nur wenn Jedem die freie Entfaltung seiner Fähigkeiten möglich ist, wird er in die Lage versetzt, sie bestmöglich zum Nutzen Aller anzuwenden. Gleichzeitig gehört dazu aber die Erkenntnis persönlicher Grenzen und die Anerkennung höherer Kompetenz anderer Personen - zum Beispiel auf anderen Spezialgebieten als dem eigenen.

4.3. Bescheidenheit   [zum Inhaltsverzeichnis]

In den meisten Kulturen gilt Bescheidenheit als ein Wert, welcher insbesondere als Kennzeichen von Entscheidungsträgern unabdingbar für das Wohlergehen der Gemeinschaft ist - selbst in der bürgerlichen Ideologie. Die Frage ist, ob es bei moralisierender Absichtsbekundung bleibt oder zu überprüfbarem Handeln führt. Diese Bescheidenheit kann Entscheidungsträgern des sozialistischen Aufbaus nicht abverlangt werden - sie muß freiwillig sein. Umgekehrt muß organisatorisch gewährleistet sein, daß niemand, der unbescheiden ist, in Entscheidungspositionen gelangen kann. Der Karrierismus in den sogenannten kommunistischen Parteien zeigte, wie schädlich es ist, auf persönliche Integrität zu bauen, ohne sie strukturell zu steuern.

Eine einfache und wirksame Bremse egoistischer Karrieristen ist, daß im Sozialismus die staatlichen Entscheidungsträger nur ein Einkommen und einen Lebensstandard erhalten, welche einem gesetzlich festgelegten Mindesteinkommen und Minimalstandard entsprechen. Dem Kommunisten ist das Ergebnis seines Handelns Lohn genug.

5. Glaube versus Erkenntnis   [zum Inhaltsverzeichnis]

Ich gebe zu, daß ein konkretes Bild des Kommunismus vom Standpunkt der kapitalistischen Klassengesellschaft schwer zu entwickeln geschweige denn endgültig zu formulieren ist. Deshalb würde ich auch die Grundsätze einer wissenschaftlichen Weltanschauung verletzen, welche ständigen Erkenntniszuwachs beinhaltet, wenn ich sagen würde: “DAS IST KOMMUNISMUS”.

Dennoch sind die Grundzüge so klar zu formulieren, daß erkennbar wird, daß der Kommunismus niemals durch Umgestaltung des Kapitalismus zu erreichen ist. Der erste Schritt ist die revolutionäre Errichtung des Sozialismus, einer bekanntermaßen unvollkommenen Übergangsgesellschaft, in welcher zwei nachfolgende Entwicklungen möglich sind: der manchmal fast mühelose Rückfall in die kapitalistische Klassengesellschaft (was wir 1989/90 in Form einer globalen “friedlichen” Konterrevolution sahen) oder die notwendige Entwicklung des Kommunismus. Schon Lenin formulierte eine wesentliche persönliche Notwendigkeit: “Lernen, lernen, nochmals lernen.” Wir haben schmerzhaft lernen müssen.

Wir Kommunisten wollen NICHT, daß Sie (an) uns glauben. Wir wollen, daß Sie hören, sehen, fühlen, denken und erkennen. Denn nur so werden Sie zu bewußten Gestaltern einer freien gerechten Welt.

13.03.2005

Torsten Reichelt

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Das Umdenken



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[1]Marx/Engels: Manifest der kommunistischen Partei, S. 38. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 2610 (vgl. MEW Bd. 4, S. 461)

[2]Marx/Engels: Manifest der kommunistischen Partei, S. 38. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 2610 (vgl. MEW Bd. 4, S. 461)

[3]Die Bourgeoisie ist die im Kapitalismus herrschende Klasse der Eigentümer der gesellschaftlichen Produktionsmittel (Fabriken, Transportmittel, Bodenschätze...), welche die unterdrückte, an gesellschaftlichen Produktionsmitteln eigentumslose Klasse, das Proletariat (Klasse der Lohnarbeiter), ausbeutet.

[4]auf Erkenntnissen beruhende gemeinnützigeVerhaltensgrundlage

[5]insbesondere CPU = central processing unit, Hauptprozessoren derzeitiger personal computer

[6]Gesamtheit der Denkvorstellungen einer Gesellschaft, politische Theorie, politische Anschauung

[7]überwiegendes gemeinschaftliches Eigentum an gesellschaftlichen Produktionsmitteln, das heißt Volkseigentum und genossenschaftliches Eigentum

[8]Verhältnis des Menschen zur objektiven Gesetzmäßigkeit (Notwendigkeit). Das wußte schon Georg Friedrich Wilhelm Hegel: “Die Freiheit ist wesentlich konkret, auf ewige Weise in sich bestimmt und somit zugleich notwendig.”

[9]Abstufung von Rangunterschieden

[10]Zuständigkeit, Befugnis; Fähigkeit, mit den Elementen einer Sprache umzugehen und richtige von falschen Äußerungen zu unterscheiden

[11]Bei nur einem Entscheidungsträger sind Willkür und Despotismus nicht zu vermeiden, bei drei droht Polarisation. Setzt man voraus, daß Gleichstand Ablehnung von Entscheidungen bedeutet, gewährleistet die gerade Anzahl immer einen Abstand von wenigstens 2 Stimmen.

[12]Wirtschaft ist der Bereich des gesellschaftichen Lebens, in welchem Produktion, Verteilung, Austausch, Verteilung und Konsumption erfolgen