Viel Richtiges und viel Falsches
Vorgestern (13.01.2013) war mal wieder LLL-Demo. Nicht viel anders
als in den vergangenen Jahren. Einige Gruppen sind verschwunden,
andere kamen dazu.
Jeder drückte Jedem sein Propagandamaterial in die Hand, wobei zwei
Tendenzen erkennbar waren: Die einen stellen den Reformismus Anderer
in den Mittelpunkt, wobei Jeder was Anderes als Reformismus
bezeichnet. Mit dem Revisionismus sieht's ähnlich aus. Und immer
liegen alle Anderen falsch. Die anderen konstruktiven Gruppen
greifen dagegen die Ziele der Arbeiterbewegung auf und richten sich
gegen das imperialistische System und seine Verbrechen. Sie
versuchen, dafür Bündnisse zu bilden und suchen nicht den Splitter
im Auge des Anderen, sondern den verbindenden Balken.
Interessant fand ich eine Erwiderung der „Spartakist-Arbeiterpartei
Deutschlands“ (SpAD, bekennende Trotzkisten) auf eine Anfrage der
„Revolutionäre Internationalistische Organisation“ (RIO), welche zu
einem „Gedenkblock“ zu Ehren der Bolschewiki-Leninisten (eine
sogenannte „Linke Opposition“ in der Sowjetunion zu Zeiten Stalins)
innerhalb der „Rosa-&-Karl-Demo“ aufgerufen hatte. Diese Demo
wiederum ist der Versuch karrieristischer Sozialdemokraten und
„Antideutscher“, die traditionelle LLL-Demo zu spalten. Beispielhaft
für den Charakter dieser Verantsaltung sei die Teilnahme Katja
Kippings als der stellvertretenden Vorsitzenden der Partei DIE LINKE
und Vertreterin des rechtesten Flügels dieser Partei genannt.
Warum nun erteilen die „revolutionären Trotzkisten“ der SpAD den
Noske-Jüngern eine Abfuhr? Weil die SpAD angeblich für die leninsche
Tradition der kommunistischen Bewegung steht. Sie versuchen den
Spagat, einerseits Dreckkübel über die sozialistischen Staaten
auszugießen und faseln – ganz in trotzkistischer Manier – von
„bürokratischer Deformierung“ in der Sowjetunion unter und nach
Stalin und in allen anderen sozialistischen Staaten. Andererseits
spielen sie sich als einzige Verteidiger dieses Sozialismus auf.
Kommunistischer als alle anderen Kommunisten, auf dem einzig wahren
Wege zum richtigen Sozialismus – dem Wege Trotzkis. Nebenbei: bisher
haben zwar die Trotzkisten keinen einzigen Staat vorzuweisen, der
nach diesem Modell funktionierte, aber gerade das macht ihnen die
Behauptung leicht, nur so würde Sozialimus „richtig“ funktionieren.
Bzw. erklären sie sich zu den geistigen Nachfolgern Lenins und damit
die frühe SU zum „richtigen“, trotzkistischen Sozialismus – bis dann
der böse Stalin und Nachfolger kamen, aber bis in die 90er Jahre
brauchten, um die Errungenschaften Trotzkis, Trotzkis, Trotzkis und
Lenins und ein paar anderer Sowjetbürger zu zerschlagen.
So erreichen sie zweierlei, oder versuchen das zumindest: erstens
gewinnen sie Vertrauen, indem sie die offen antikommunistische Demo
„Rosa & Karl“ berechtigt und richtig kritisieren. Zweitens
bedienen sie aber die Vorurteile der bürgerlichen Propaganda gegen
Kommunisten und sozialistische Staaten. Insbesondere die
Diffamierung des Genossen Stalin als die Speerspitze des
Antikommunismus ist ja das zentrale Thema aller Antikommunisten. Wie
eben auch der Aufrufer der „Rosa-&-Karl-Demo“. Die Variation
besteht lediglich darin, daß die SpAD die Kommunisten und den
Sozialismus scheinbar „von links“ angreift. Das zieht natürlich vor
Allem junge, unerfahrene Kapitalismuskritiker an, welche zwar
erkannt haben, daß der Kapitalismus bekämpft und beseitigt werden
muß, gleichzeitig aber von Propagandisten des kapitalistischen
Staates bis hin zur Partei DIE LINKE und selbst DKP gegen Stalin und
ehemalige Staaten verhetzt sind.
Erfreulich fand ich hingegen ein Flugblatt der KGÖ
(Jugendorganisation der MLKP), welches die Zwiespätigkeit und
Verlogenheit derer anprangert, welche zur traditionellen LLL-Demo
gehen, aber neben der Ehrung der Kommunisten auch gleich deren
Feinde ehren – nämlich am vom Klassenfeind provokativ gegenüber der
Gedenkstätte der Sozialisten errichteten Gedenkstein für die „Opfer
des Stalinismus“. Ob damit Hitler, Goebbels, Göring oder die
Saboteure, Schieber und Mörder gemeint sind, welche versuchten, die
junge DDR zu vernichten, ist nicht näher bezeichnet. Bedauerlich
fand ich, daß dieses Schandmal in diesem Jahr nicht mit Müll bedeckt
oder entsprechenden Erläuterungen versehen war wie in vergangenen
Jahren. Stattdessen standen da Antikommunisten herum und hatten
andere solche Blumen niedergelegt. Wenn ich das richtig gesehen
habe, lag da auch ein Kranz mit einer Schleife in den Farben der
B'R'Deutschen Nazionalflagge.
Ansonsten verlief die Demo weitgehend ruhig, kontinuierlich und
entspannt. Auch die Prügelbullen hielten sich zurück; ich
beobachtete nur eine kleine Provokation, als sich einige von ihnen
vor der Gedenkstätte in voller Kampfausrüstung rechtswidrig mitten
in den Weg der zurückkommenden Demonstranten stellten und wohl
warteten, den erstbesten zu verkloppen, der ein falsches Wort sagt.
Was aber keiner machte, weil die faulen Tricks der Staatsschergen
bereits hinlänglich bekannt sind. Also standen die ziemlich dumm und
verachtet in der Gegend 'rum, wie sie das ja auch verdient haben.
Alles in Allem also ein Tag ohne nennenswerte Höhepunkte und
Neuigkeiten. Die Demo der Noske-Jünger brachte es auf grade mal 1000
Teilnehmer, von denen offenbar Manche nur dort waren, um diese
Spaltungsveranstaltung zu kritisieren. Nun, die anderen waren da
wohl sowieso an der richtigen Adresse und haben auf der LLL-Demo
nichts verloren.
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