Prophezeiungen verändern die Welt
Wer glaubt, hier gäbe es neue Prophezeiungen oder die endgültige
Entschlüsselung alter zu lesen, den muß ich leider enttäuschen. Hier werden Sie
keinen Hinweis finden, wann Tante Frieda denn nun endlich abtritt und damit den
Weg ans Erbe freimacht.
Ich möchte erläutern, welche weitreichenden Konsequenzen die Möglichkeit von
Prophezeiungen hat.
Der Text ist keinesfalls als wissenschaftliche Arbeit zu verstehen, was für
mich den angenehmen Nebeneffekt hat, nicht in Quellenangaben und Zitaten
schwelgen zu müssen. Ich möchte an dieser Stelle versichern, daß ich mich
bemühen werde, nichts Unwahres zu verbreiten und jede Unlogik meiner
Schlußfolgerungen zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
1. Prophezeiungen
2. Warum sind Prophezeiungen nicht beeinflußbar?
3. Warum verändern Prophezeiungen die Welt?
4. Entscheidungsfreiheit und Informationen aus der Zukunft
5. Die Wahrheit der Prophezeiungen
6. Das Tausendjährige Reich
7. Die dritte Schiene der Evolution
8. Wohin soll das führen?
9. Das Tausendjährige Reich und Katastrophen - ein Wettlauf
10. Ein reinigendes Gewitter? oder Die Unlogik der Endzeitvision
11. Die zwei Vorzeichen der Hierarchie
12. Revolution?
13. Verschwommene Hirngespinste?
14. Der alte Weg der Kelten?
15. Auch nicht perfekt
16. Na toll, aber kein Bezug zum "wahren Leben"
17. Einen hab' ich noch: Die UNO und das Tausendjährige Reich
18. Und was ist nun mit den Prophezeiungen?
1. Prophezeiungen
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Man findet sie zu allen Zeiten und ihre Verkünder sind die unterschiedlichsten
Menschen: Prophezeiungen. Ob es der Apostel Johannes aus der Bibel, Nostradamus
oder Alois Irlmaier ist: ständig läuft jemand herum und kündigt die
fürchterlichsten Dinge an, mit besonderer Vorliebe große Kriege, Feuer vom
Himmel und Massensterben. Überschwemmungen und Dürren sind auch sehr beliebt.
Warum immer nur Katastrophen? Es sind nicht immer nur Katastrophen. Im
Gegenteil, bei den drei Genannten ist immer von langen glücklichen Zeiten nach
den Katastrophen die Rede. Doch dazu später.
Sind Prophezeiungen möglich? Hinweise existieren nicht nur aus kaum
nachvollziehbaren historischen Begebenheiten, sondern dieser Alois Irlmaier
wurde z.B. vom Amtsgericht Laufen 1947 von der Anklage der "Gaukelei"
freigesprochen, da er Beweise seiner Sehergaben erbracht hatte. Mit anderen
Worten: Prophezeiungen wurden von der Deutschen Justiz für möglich erklärt.
Die Schlußfolgerungen sind weitreichend. Sie führen erst einmal zur nächsten
Frage:
Wie sind Prophezeiungen möglich? Zunächst sind es Informationen. Und wie das
bei Informationen ist, bedürfen sie einer Quelle, eines Überträgermediums und
eines Empfängers. Obwohl keine Vorstellungen über deren Aussehen existieren,
kann man einige Eigenschaften gut beschreiben. Zunächst zur Quelle der
Informationen: Prophezeiungen schildern Ereignisse, welche eine Vielzahl von
Menschen betreffen. Anders ausgedrückt, sind es intensive, stark emotional
gefärbte kollektive Wahrnehmungen. Empfänger sind Menschen mit einer besonders
ausgeprägten oder trainierten Wahrnehmungsfähigkeit dieser Informationen. Bis
hierher ist das Ganze nicht sehr aufregend. Interessant wird's beim
Überträgermedium: offenbar ist es eine Eigenschaft, welche keiner der bekannten
Energieformen entspricht und die darüberhinaus unabhängig von dem ist, was wir
als Zeit empfinden und in der Physik verwenden. Weiterhin paßt auch die
gegenwärtige Raumvorstellung darauf nicht, da sich bekanntermaßen die Erde um
die eigene Achse und die Sonne dreht und mit dieser um den Mittelpunkt unserer
Galaxis.
Meine Vorstellung, welche diese Widersprüche lösen würde, ist die einer
mindestens vierdimensionalen Welt (ich spinne nicht, zum Vergleich: die
Physiker schwelgen inzwischen in mindestens 11 Dimensionen), in welcher neben
den drei Raumdimensionen die vierte nicht wie in bisherigen Systemen die Zeit
ist, sondern die Veränderung. Zeit ist nur die Grundlage der Wahrnehmung der
Veränderungen im Raum. Und dieses Modell läßt eben nicht nur eine Vorwärts-,
sondern auch eine Rückwärtsbewegung der Veränderung zu, während die Zeit
einseitig linear bleibt. Also mit Zeitreisen als Materie- oder
Energieverschiebung in Vergangenheit oder Zukunft wirds nach diesem Modell eher
nichts.
Daß bereits bekannte Eigenschaften zeitunabhängig (oder zumindest mit
"verbotener" Überlichtgeschwindigkeit) funktionieren, ist schon von der
Gravitation bekannt.
Aus diesen Eigenschaften ergibt sich die nächste Schlußfolgerung: der Eintritt
von Prophezeiungen ist nicht beeinflußbar.
2. Warum sind Prophezeiungen nicht beeinflußbar?
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Prophezeiungen sind eben kein Blick in die Zukunft, sondern Informationen aus
der Zukunft. Hier wäre übrigens auch der Ansatzpunkt für die Evolution eines
"Empfängerorgans" für Katastrophenwahrnehmungen: Einige Individuen würden sich
aus der Gefahrenzone verzischen, bevor die Katastrophe eintritt oder falsche
Verhaltensweisen vermeiden.
Ich möchte nicht auf die Notwendigkeit des Bunkerbaus oder der Bevorratung
hinaus noch eine Auswanderungswelle lostreten. Was nämlich allen Prophezeiungen
gemeinsam ist, ist die zeitliche Unbestimmtheit. Ständig treten neue
Interpreten auf und versuchen, den Propheten alle möglichen Daten
unterzuschieben, und wenns nicht klappt, sind sie weder um neue Daten verlegen,
noch um Begründungen, warum's dem lieben Gott zum letzten Datum grade nicht
gepaßt hat, die Welt untergehen zu lassen.
3. Warum verändern Prophezeiungen die Welt?
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Beim Inhalt von Prophezeiungen handelt es sich immer nur um Momentaufnahmen.
Nehmen wir das beliebte "Feuer vom Himmel".
Das kommt sehr wahrscheinlich, darin sind sich Propheten,
Wissenschaftler und Tageszeitungen einig. In den Zusammenfassungen eines
astronomischen Kongresses habe ich eine Formulierung gelesen, welche sinngemäß
aussagt, daß die Erde hier nicht fern aller Gefahren ihre Bahn zieht, sondern
sich eher bewegt wie eine Ente zur Jagdsaison in 'ner Geschoßwolke (kann auch
eine Gans gewesen sein). Zumindest zweimal hat`s auch schon "richtig" geklappt
mit dem Kometen- oder Asteroideneinschlag, einmal vor 250 Millionen und einmal
vor 65 Millionen Jahren (das Ding mit den Dinos).
Sind die Wissenschaftler und Zeitungsredakteure als Propheten zu bezeichnen?
Auch sie können nichts über Zeitpunkt, Ort und Schadensumfang sagen, und die
Szenarien, welche sie nach den "neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen"
entwerfen, unterscheiden sich kaum von denen der alten Propheten.
Aufgrund der Erkenntnis der realen Bedrohung gibt es inzwischen mehrere
Programme zur Entwicklung von Frühwarn- und Abwehrsystemen (die
science-fiction-Autoren lesen nämlich Zeitung). Die Vorwarnzeit kann aber auch
für einen verheerenden Treffer im ungünstigsten Fall nur einige Stunden
betragen, womit die heutige Technik und wohl auch die der nahen Zukunft
überfordert sein dürfte. Bruce Willis wird auch immer älter und kann das dann
vielleicht nicht mehr abwenden (wie im Film "Armageddon" ).
Ein wesentlicher äußerer Umstand zum Zeitpunkt der Katastrophe ist nicht
erkennbar, weder aus den alten Prophezeiungen noch aus den wissenschaftlich
fundierten Szenarien: der Entwicklungsstand zwischenmenschlicher Beziehungen
und damit die Möglichkeit der Schadensvermeidung und -begrenzung. Genau diese
äußeren Umstände sind aber die vom Menschen beeinflußbaren. Das Schwelgen in
einer Endzeitstimmung bringt wenig. Es beraubt uns im Gegenteil der Möglichkeit
der Einflußnahme.
4. Entscheidungsfreiheit und Informationen aus der Zukunft
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Prophezeiungen sind Informationen aus der Zukunft und diese Zukunft existiert
nach dem von mir dargestellten Weltbild bereits in einer vorgegebenen Form.
Widerspricht dies nicht der Entscheidungsfreiheit des Menschen?
Dieses Problem hat mir auch einiges Kopfzerbrechen bereitet. Dabei ist die
Antwort auch hier einfach.
Die Zukunft ist uns im Detail unbekannt. Prophezeiungen wie auch
"wissenschaftlich" fundierte Prognosen (z.B. Wirtschaft) liefern Anhaltspunkte,
aber erst menschliches Handeln oder Nichthandeln bestimmt das genaue Aussehen
der Zukunft. Unsere Entscheidungen zum Handeln oder Nichthandeln stehen
möglicherweise fest (zumindest vom Standpunkt der Zukunft aus betrachtet), aber
wir kennen sie nicht.
Hieraus ergibt sich nicht nur die Freiheit sondern auch die Notwendigkeit von
Entscheidungen. Nur darüber kann der Einzelne Einfluß auf die Ereignisse
nehmen, welche von Propheten oder Wissenschaftlern vorhergesagt werden. Je
gründlicher Handlungen durchdacht sind, desto wahrscheinlicher wird das
Handlungsergebnis mit dem Ziel übereinstimmen.
5. Die Wahrheit der Prophezeiungen
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Dies wird wohl noch lange oder für immer eine Glaubensfrage bleiben, "weil
nicht sein kann was nicht sein darf". Ich bin nicht endgültig von der
Möglichkeit "echter" Prophezeiungen überzeugt, auch wenn Vieles dafür spricht.
Man sollte nur die Möglichkeit nicht verwerfen, da man sonst seinen Blick auf
die weitreichenden Konsequenzen sowohl bezüglich physikalischer Grundlagen der
Welt als auch bezüglich der Entwicklung des Menschen und zwischenmenschlicher
Beziehungen verbaut.
Wenn man diesen Überlegungen folgt, stößt man auf Zusammenhänge, welche die
Beantwortung der Frage, ob Prophezeiungen möglich sind, überflüssig machen.
Bevor ich aber zu diesen Zusammenhängen komme, möchte ich noch auf den
erwähnten zweiten Bereich der Prophezeiungen eingehen:
6. Das Tausendjährige Reich
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Zum Verständnis: Hier geht es nicht um das "Tausendjährige Reich" der
Nationalsozialisten. Die Quelle des Begriffes findet man in der Bibel und bei
den Propheten. Kurz umrissen ist es eine globale humanistische Gesellschaft, in
welcher sich das Handeln jedes Einzelnen an Vernunft und Moral orientiert.
Übrigens findet man bei den meisten Propheten wie auch Religionen sowohl das
Motiv großer Katastrophen als auch das dieser humanistischen Gesellschaft
(meist als Paradies in der einen oder anderen Form interpretiert).
Wunschdenken? Das Böse der Welt auf einen Schlag vernichten und das Gute an die
Macht?
Ganz so einfach kann man sich das nicht machen. Aus meiner Sicht existiert eine
einfache und logische Erklärung auf der Basis der Evolutionstheorie
(zugegebenermaßen selbst wieder eine Theorie).
7. Die dritte Schiene der Evolution
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Bisher sind zwei Schienen der Evolution bekannt. Der jeweilige Kern sind
Informationen.
Die erste ist die genetische. Ihr Gegenstand sind die körperlichen
Eigenschaften einschließlich einer Grundausstattung an Verhaltensmustern. Eine
Art wird soweit optimiert, bis sie ihren Umweltbedingungen optimal angepaßt
ist. Der Mensch hat im Laufe dieses Prozesses eine so hohe geistige Kapazität
entwickelt, daß eine zweite Schiene der Evolution begann:
die des Wissens. Ihr Gegenstand sind Erkenntnisse und Erfahrungen. Die
Weitergabe erfolgt unabhängig von der genetischen Information. Umfang und
Inhalt beeinflussen sich gegenseitig mit den gesellschaftlichen Bedingungen
(z.B. Inquisition). Die Evolution des Wissens setzt zunehmend die genetische
außer Kraft (auch der mickrige häßliche Millionär ist von der Paarung nicht
ausgenommen).
Meines Erachtens existiert eine dritte Schiene der Evolution: die der Werte.
Ihr Gegenstand sind Moral und Ethik. Die Weitergabe erfolgt unabhängig vom
Wissen (Beispiel: Intelligenz und Verbrechen) durch Vorbilder. Auch die Werte
stehen in Wechselwirkung mit den gesellschaftlichen Bedingungen.
Ihre Evolution steht erst am Anfang, obwohl Ansätze bereits lange erkennbar
sind (Humanismus).
Wie der Evolution des Wissens erst eine sprunghafte körperliche Evolution
vorausging, so erscheint es möglich, daß die zurückliegende sprunghafte
Entwicklung des Wissens Vorbote der beginnenden Evolution der Werte ist.
Darüber hinaus besteht auch ein Evolutionsdruck. Weder die genetische Evolution
noch die des Wissens wird den Menschen zur Lösung der globalen Probleme
befähigen. Unser derzeitiges Wertesystem verhindert Lösungen. Ein Blick in die
Zeitung kann das leicht bestätigen.
8. Wohin soll das führen?
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Diese Entwicklung wird das Handeln im Sinne des vielbeschworenen "Zeitalters
der Vernunft" beeinflussen. Den Begriff halte ich für etwas unglücklich
gewählt, da es einem Menschen niedriger Moral durchaus vernünftig erscheinen
mag, sich von Verbrechen zu ernähren, wie es sicher auch der Vernunft gewisser
Politiker entspricht, Konflikte zur Erreichung ihrer Ziele zu schüren. Aber ich
möchte keine Wortklauberei betreiben, da wohl die Meisten eine Vorstellung mit
dem Begriff Vernunft verbinden, welche die Moral mit beinhaltet.
Siehste, lieber Leser, schon sind wir im Tausendjährigen Reich, nicht als
Vision, sondern als Entwicklungsstufe des Menschen. Das heißt, es ist noch ein
weiter Weg bis dahin. Also morgen wird`s wohl eher nichts und übermorgen nicht
vor Mittag.
9. Das Tausendjährige Reich und Katastrophen - ein Wettlauf
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Auf alle Fälle würde mit dem Tausendjährigen Reich das Risiko von Katastrophen
aus Menschenhand deutlich geringer. Natürlich könnten uns immer noch
Kernkraftwerke oder was später auch immer für Energieerzeuger um die Ohren
fliegen, Züge entgleisen, Flugzeuge abstürzen und Anderes; die Welt wird durch
Vernunft nicht fehlerfrei. Aber selbst dieses Risiko würde vermindert, da
Entscheidungen nur noch innerhalb der tatsächlichen Kompetenz getroffen werden;
die weitere Erklärung führt aber hier zu weit.
Naturkatastrophen würden auch mit höherer Wahrscheinlichkeit abgewendet oder
ihre Folgen eingedämmt. Wers nicht glaubt, denke einfach einmal über den
vernünftigen Einsatz finanzieller und intellektueller Mittel nach.
Demgegenüber würden große Natur- oder vom Menschen ausgelöste Katastrophen vor
dem Tausendjährigen Reich eben nicht die Wirkung eines "reinigenden Gewitters"
haben, wie dies so gern dargestellt wird. Sie würden im Gegenteil die
Entwicklung weit zurückwerfen, weil das, was danach übrigbleibt, noch keine
Voraussetzungen für das Tausendjährige Reich bietet.
Wie die Überschrift sagt, ist das Ganze ein Wettlauf, von dem keiner sagen
kann, wo die Ziellinie ist. Beide Läufer sind mehr oder weniger in unserer Hand
und die Sieger oder Verlierer sind wir selbst.
Hier schließt sich übrigens der Kreis zu Prophezeiungen. Obwohl jeweils
Katastrophen und Tausendjähriges Reich enthalten sind, ist für mich die
zeitliche Reihenfolge durchaus nicht klar. Die Entwicklung des neuen
Wertesystems ist aus meiner Sicht ein langer Prozeß, welcher bereits begonnen
hat, während es sich bei den Katastrophen naturgemäß um plötzliche Ereignisse
handelt (Kriege kündigen sich auch mal länger an und dauern etwas).
10. Ein reinigendes Gewitter? oder Die Unlogik der Endzeitvision
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Und jeder, der da sündig und konsumverblendet ist, wird großes Leid empfangen
und Feuer vom Himmel wird all jene vernichten, welche nicht umkehren und Buße
tun!
Na ja, ganz so gehts eben nicht. Eine große Katastrophe würde auch alle
betreffen, welche den Konsum- und Machtrummel nicht mitmachen wollen (oder auch
können, weil sie in Äthiopien wohnen).
Und genau darum, weil es eine statistische Auslese wird, werden sich genau die
alten Machtstrukturen auf niedrigerer Ebene wieder ausbilden und die Vision
eines neuen Frühmittelalters ist allzu realistisch. Ach ja, die Bunker und
Erdhütten habe ich vergessen: es würde noch nicht mal eine statistische
Auslese, weil die reichsten und mächtigsten Egoisten in ihren Bunkern bessere
Überlebenschancen hätten als die, welche in gemeinnützigen
Stammesgesellschaften in Erdhütten oder unter ähnlichen wenig geschützten
Umständen leben.
Die Hoffnung auf eine Veränderung von außen erscheint mir unrealistisch (außer
man nimmt die einfachste kirchliche Interpretation Gottes wörtlich). Diese zu
erwarten ist nur Ausdruck der Resignation. Das Dumme ist: diejenigen, welche
das jetzige Wertesystem immer und immer wieder restaurieren werden, warten
nicht, sondern setzen es einfach um. Sie haben begriffen, daß nur das tägliche
Handeln zum gewünschten Ergebnis führen kann. Und genauso geht es.
11. Die zwei Vorzeichen der Hierarchie
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Irgendwann in grauer Vorzeit gab es keine Könige, Bundeskanzler, Offiziere oder
Verwaltungsleiter, diese Strukturen haben sich erst ausgeprägt. Eine
Organisationsstruktur ist auch sinnvoll und notwendig. Es kommt aber darauf an,
unter welchem Vorzeichen sie sich ausprägt.
Unsere gegenwärtige basiert darauf, daß die Aggressivsten mit der niedrigsten
Hemmschwelle ihr Machtstreben ausleben. Sie haben ein System etabliert, welches
die Anderen an dieses System glauben läßt. Der beste Ausdruck ist die
verbreitete Meinung, man könne sowieso nichts tun.
Das ist das Problem: der vernünftige und moralische Mensch lebt in ständigem
Zweifel der Richtigkeit seines Denkens und Handelns. Er akzeptiert dies als
Schwäche und Unterlegenheit, da ihm ständig gezeigt wird, daß Andere viel
schneller und in größeren Dimensionen handeln. Diese haben es auch viel
einfacher, da sie nicht so viele Faktoren in ihre Überlegungen einbeziehen
müssen und die Frage "was nützt?" auf den kleinen Bereich "was nützt mir?"
beschränken können.
Daß sie die Antwort auf die umfassende Frage auch nicht haben, wird z.B. an den
Ergebnissen Deutscher Politik deutlich. Der Zweifel an der Richtigkeit von
Entscheidungen wird schon im Keim erstickt mit dem Hinweis "das kannst Du gar
nicht überblicken" und jedem wird sofort klar, daß das stimmt. Allerdings müßte
die exakte Formulierung lauten "das kannst Du gar nicht überblicken, wir
übrigens auch nicht". Die Richtigkeit dieser "Unterstellung" ist ebenfalls mit
einem Blick in die Zeitung nachprüfbar.
Die Lösung ist so verblüffend einfach wie schwer: vernünftiges Handeln und
ständige Überprüfung der eigenen Kompetenz. Dies setzt überhaupt nicht die
Notwendigkeit von Hierarchien außer Kraft, aber eben unter Umgehung des
Peter-Prinzips ("In einer Hierarchie neigt jeder dazu, seine Stufe der
Unfähigkeit zu erreichen.") welches ich für ziemlich oberflächlich halte.
Um zur Überschrift zurückzukommen: die Lösung der gegenwärtigen und zukünftigen
globalen Probleme setzt voraus, daß die Hierarchie der Aggressivität durch die
Hierarchie der Vernunft abgelöst wird.
12. Revolution?
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Eine solch grundlegende Änderung der Einstellung kann und wird nicht von außen
kommen, sondern in jedem Einzelnen. Ich kann und will sie niemandem einreden,
weil eben das unmöglich ist. Es kommt weniger darauf an, die richtigen
Antworten zu hören, als die richtigen Fragen zu stellen; die Antworten sind
dann leicht zu finden.
Bisher gab es viele gleich schlechte Lösungsansätze, welche durch Gewalt mit
einer neuen Hierarchie der aggresiven Prägung endeten, und das wird solange so
bleiben, wie ausgerechnet die Denkenden in ihrer Dummheit und Schwäche
schwelgen und auf den Kometen hoffen.
Aus meiner Sicht sind weder Revolutionen noch politische Mittel innerhalb der
bestehenden parlamentarischen Strukturen sinnvoll. Anarchie ist ebenfalls keine
Lösung, da die komplexen gesellschaftlichen Vorgänge eine Hierarchie erfordern.
13. Verschwommene Hirngespinste?
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Um mich nicht nur in Visionen zu ergehen, möchte ich erwähnen, daß es aus
meiner Sicht ein solches System bereits gab: die keltische Stammesgesellschaft.
Wenn man sich überlegt, daß ohne eine Reichsstruktur Gebiete von Spanien bis in
die Türkei, von Schottland bis Italien koordiniert wurden (z.B. bei
militärischen Aktionen) und über Krieg, Frieden und Recht von einem Teil der
Intellektuellen, den Druiden, entschieden wurde, nicht von den Königen und
Aristokraten, und daß darüberhinaus König ein Wahlamt war und seine Erziehung
wie weitere Beratung einem Druiden oblag (dies ist der Hintergrund der
Artus-Merlin-Geschichte), zwingt sich die Vermutung auf, daß die Grundlage eine
andere gewesen sein muß und darüberhinaus auch, welche.
14. Der alte Weg der Kelten?
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Interessant ist in dem Zusammenhang auch, wie das Keltentum unterging: gar
nicht. Es wurde nur von hierarchischen Systemen der aggressiven Prägung aus den
meisten Gebieten verdrängt.
Dennoch besteht das System fort, parallel und angepaßt an diese Hierarchie, am
sichtbarsten an schottischen Clans. Die betreiben nicht die Pflege einer toten
Kultur, wie der Deutsche mit einer Träne im Augenwinkel angesichts Bergparaden
vergangenen vermeintlich goldenen Zeiten nachhängt.
McLeod und Sinclair sind weltweit agierende Unternehmen, welche Ausdruck der
wirtschaftlichen Tätigkeit der großen Clans sind.
Bei den Clantreffen wird klar, wie stark das Zusammengehörigkeitsgefühl noch
ist.
In Irland war ich vor Allem von dem (hierzulande zwanghaft verordneten) Umgang
mit Behinderten fasziniert. Und das steckt an. Ein guter Freund, mit dem ich
dort immer `rumziehe, kann etwas lesen und schreiben und arbeitet in einer
geschützten Werkstatt. Mir als Ex-Genetiker kommt da zwar eine Vermutung, aber
sie interessiert mich nicht. Ihm verdanke ich die Bekanntschaft vieler
interessanter Leute, weil er wirklich "jede Sau" kennt und ein phänomenales
Personen- und Namensgedächtnis hat.
Mir persönlich gefällt der Begriff der Behinderung nicht sehr.
Ein anderes Beispiel: der dorfbekannte Alkoholiker (Spitzname "Paddy Curly")
war obdachlos geworden; seine Ex-Frau scheint wirklich nicht die Netteste zu
sein.
Kurz und gut, vom Dorf-Millionär bis zum Bauern haben alle erst mal
zusammengelegt und ihm einen Wohnwagen hingestellt; ein Haus war wohl in
Arbeit; über den Fortgang habe ich mich nicht mehr informiert.
Dies hat mich übrigens auf die Frage gebracht, warum die Kelten weit vor der
Zeitenwende ein Sozialsystem hatten, welches Armen freien Zugang zum vollen
Umfang medizinischer Versorgung sicherte. Meiner Meinung nach gibt es wiederum
nur eine Antwort. Ein kollektiver Anfall von Sentimentalität wars wohl eher
nicht, da das System über lange Zeit stabil war.
Und noch etwas ist überliefert: das Rechtssystem, welches sich bei Differenzen
an moralischen Maßstäben orientierte. Zwar wurde es erst in den ersten
nachchristlichen Jahrhunderten schriftlich festgehalten, aber bei der
perfektionierten mündlichen Übermittlung dürfte es mit der Tradition in weiten
Teilen übereinstimmen.
Soweit mir bekannt ist, gibt es auch keinen Hinweis auf Volksaufstände.
Und noch ein Punkt (dann höre ich damit auf) ist bemerkenswert: Überall wurde
das Christentum blutig verbreitet. Anfangs (im Gegensatz zu späteren Zeiten)
waren die Missionare die Gebissenen (in Rom im wörtlichen Sinne). Nicht so in
den keltischen Gebieten. Dort wurde alte und neue Religion fusioniert, was eine
lange Zeit religiöser Debatten mit dem Papst zur Folge hatte, welcher diesem
Treiben dann autoritär ein Ende setzte. Wenn man abends in Irland mit den
richtigen Leuten zusammensitzt, wird klar, daß der Papst nicht sonderlich
erfolgreich war (und das Ganze ist etwa 1200 Jahre her). Warum wohl? Wenn man
sich durchliest, was Christus so gesagt hat und was von den vorchristlichen
Ansichten der Kelten überliefert ist, kommt man zu der Vermutung, daß sich die
Einstellungen wenig unterscheiden.
Insgesamt muß man bei allen Überlegungen in Betracht ziehen, daß Alle, die
bisher darüber schrieben, aus Ländern mit hierarchischen Strukturen unserer
Prägung stammen und deshalb vielleicht so genau sein können, wie der Blinde bei
der Beschreibung des Elefanten, nachdem er den Schwanz betastet hat.
15. Auch nicht perfekt
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Mit diesen Überlegungen möchte ich keine Wiederherstellung dieses Systems
nahelegen. An anderer Stelle ging es scheinbar weniger humanistisch zu und
manchmal gewinnt man den Eindruck, daß Kämpfe und Kriege eine Art Volkssport
waren. Im Jenseits der Kelten (Tir na n`Og) gab es extra den "Pseudotod", um
die Spannung in Kämpfen zu erhalten.
Darüber hinaus war diese Gesellschaft der anderen (vertreten von Römern,
Sachsen, Normannen) historisch, genauer gesagt militärisch, unterlegen.
Aus meiner Sicht handelte es sich nicht um eine ideale Gesellschaft. Aber
möglicherweise ist die Grundlage der Hierarchie gemeint, wenn an verschiedenen
Stellen vom "alten Weg der Kelten" die Rede ist.
16. Na toll, aber kein Bezug zum "wahren Leben"
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So ganz theoretisch ist das "vernünftige moralische Handeln" nicht. Ich bin
aber der Meinung, daß niemand Rezepte vermitteln, sondern nur für sich selbst
finden kann. Ich möchte beispielhaft einen für mich wichtigen Punkt nennen:
Wahrhaftigkeit. Ich versuche, Versprechen nur dann zu geben, wenn ich sie
halten kann, nur das zu sagen, was ich weiß oder wenigstens für beweisbar halte
und Menschen, die Unsinn erzählen, das auch zu sagen (damit habe ich noch
einige Schwierigkeiten, da verletzende Worte nutzlos sind). Darüberhinaus,
eigene Fehler einzusehen und einzugestehen wie auch Anderen das Recht auf
Fehler einzuräumen (und die Pflicht, daraus zu lernen).
Mit all dem habe ich selbst noch Schwierigkeiten, da die alten Verhaltensmuster
tief verwurzelt sind. Vielleicht bin ich ja noch lernfähig, erste Ansätze sehen
ganz gut aus.
17. Einen hab' ich noch: Die UNO und das Tausendjährige Reich
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Man mag mir unterstellen, Schlußfolgerungen aus unbewiesenen Behauptungen zu
ziehen, was ich nicht abstreiten kann. Aber so ganz allein stehe ich mit meiner
Meinung nicht da.
Ich möchte hier auf einen Bericht der "Commission on Global Governance"
(Weltregierungskommission) der UNO mit dem Titel "Our Global Neighbourhood"
(Unsere globale Nachbarschaft) von 1995 verweisen, der nicht von Nostradamus'
Prophezeiungen ausgeht. Grob zusammengefaßt geht es darin um Lösungsansätze
gegenwärtiger und zukünftiger globaler Probleme. Der Inhalt ist ebenfalls eine
ziemlich genaue Beschreibung des Tausendjährigen Reiches und ebenfalls eine
Begründung der Notwendigkeit (weniger der Folgerichtigkeit) seiner Entstehung.
Zugegebenermaßen hapert's bei der UNO strukturbedingt immer bißchen mit der
Praxis. Viele Leute - viele Meinungen.
18. Und was ist nun mit den Prophezeiungen?
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Tja, Prophezeiungen sind für die meisten Schlußfolgerungen unnötig. Wenn es sie
gäbe und sie eintreten würden, wäre das eine Bestätigung der Notwendigkeit,
einige Zusammenhänge unseres derzeitigen Weltbildes zu überdenken. Wenn sie
stimmen, werden sie aber nur durch Handlungen herbeigeführt, zumindest, was das
Tausendjährige Reich betrifft (der Komet kommt auch von allein). Wenn sie nicht
stimmen, ändert dies meines Erachtens nichts am naheliegendsten Ansatz, die
globalen Probleme langfristig zu lösen. Es ändert auch nichts an der
Notwendigkeit, da sich die Natur immer nur Ruhepausen zwischen den
Großveranstaltungen gönnt, und einen Veranstaltungskalender gibt's nicht.
So verändern Prophezeiungen die Welt (selbst wenn es sie gar nicht geben
sollte).
16.01.2002
Torsten Reichelt