B'R'D – Pressefreiheit adé!


Daß die B'R'D auf die Versammlungsfreiheit scheißt (z.B. durch Auflagen, welche Sinn und Charakter der Versammlung aushebeln, oder durch willkürliche Prügelorgien hochgerüsteter, gepanzerter, vermummter, anonymisierter und gewaltgeiler Robocops) ist ja nun schon lange bekannt.

Jetzt scheißt sie auch zunehmend auf die Pressefreiheit. In mehreren Bundesländern suchten am Morgen des 06.02.2013 Polizeihorden die Wohnungen von Journalisten heim, um Foto- und anderes Material zu beschlagnahmen.

Was für Material wurde gesucht? Nun, Hintergrund ist eine antikapitalistische Demonstration des Bündnisses „M31“ vom 31.03.2012 (also vor fast einem Jahr), und zwar in Frankfurt / Main. Die Polizei hatte – wie immer bei solchen Gelegenheiten – ohne Anlaß exzessiv gewalttätig eine Eskalation provoziert. Dabei verletzten die gewaltgeilen Staatsschergen mehrere Demonstranten und nahmen 465 fest. Sie kesselten Hunderte Demonstranten stundenlang ein. (http://www.jungewelt.de/2012/04-02/050.php)

Dabei kam es zu Rangeleien mit Demonstranten, bei denen angeblich auch mehrere aus den Reihen der prügelnden Schergen, einer davon am Auge, verletzt wurden. Deshalb ermittelt die B'R'D-Staatsanwaltschaft seitdem wegen „versuchten Totschlags“. (http://www.jungewelt.de/2013/02-08/044.php)

Vermutlich sind die gepanzerten, hochgerüsteten, vermummten, anonymisierten und deshalb bei der Gewalt gegen Andere durchaus nicht zimperlichen Robocops äußerst zarte Pflänzchen, die bei der geringfügigsten Berührung tot umfallen. Weshalb dann jede Berührung dieser Unberührbaren „versuchter Totschlag“ ist. Hat sich mal Jemand gefragt, in wie vielen Fällen unter dieser Auslegung von „versuchtem Totschlag“ das Prügelpersonal des Kapitalistenstaates NACHWEISLICH an diesem Tag einen solchen begangen hat?

Abgesehen davon: kein Opfer der polizeilichen Heimsuchung fast ein Jahr später stand unter Verdacht, im Rahmen der staatsschergenprovozierten Eskalation irgendeine Straftat begangen zu haben. Der Staatsanwaltschaft fehlt aber offenbar nach fast einem Jahr immer noch jeder verwertbare Anhalt, daß irgendein Demonstrant einem der Robocops ein nennenswertes Aua zugefügt hat. Betrachtet man Ausrüstung und Vorgehen beider Seiten, erscheint auch wesentlich wahrscheinlicher, daß Verletzungen an Polizisten durch staatlich lobenswertes eigenes Engagement und das der übermotivierten prügelnden und pfeffersprühenden Geistesbrüder entstanden.

Also scheißt der Staat eben mal so auf die Unverletzlichkeit der Wohnung und die Pressefreiheit. Vielleicht ist ja auf irgendeinem Foto eine zweidimensionale Überlappung zwischen einem Demonstrantenellbogen und einem Polizistenhelm zu erkennen.

Die erste Lüge der Staatsanwaltschaft über Motive und Hintergründe der Heimsuchung war so dämlich, daß sogar die Staatsanwaltschaft selbst zurückruderte und eine neue auftischte. Aber erstmal zur ersten Lüge: Der Eingriff in die Grundrechte habe gegen „Sympathisanten der linken Szene“ stattgefunden. Wie blöde ist das denn? Offenbar muß man nicht mal unter dem Verdacht einer Straftat stehen, ja nicht einmal selbst der „linken Szene“ angehören, sondern nur „Sympathisant der linken Szene“ sein, um staat(sanwaltschaft)licher Verfolgung und Entrechtung anheimzufallen. Ist „Sympathisant der linken Szene“ eine Berufsbezeichnung? Wer steht denn noch so als solcher auf den Schwarzen Listen der Staatsanwaltschaft? Sind Hitler, Goebbels und Freisler wieder auferstanden? (Persönliche Vermutung: Ja)

Die Begleitlüge, die Heimgesuchten wären nicht als Journalisten bekanntgewesen, war noch primitiver. (http://www.jungewelt.de/2013/02-07/051.php)

Wie gesagt, inzwischen rudert die Staatsanwaltschaft wieder zurück, allerdings mit einer noch dummdreisteren Aussage: „'Die Daten sind unter Verschluss, wir werten sie vorerst nicht aus', sagte Sprecherin Doris Möller-Scheu. 'Wenn sich herausstellt, dass wir uns geirrt haben, wird das Material an die Fotografen zurückgegeben.'“ (http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/nach-razzia-bei-fotografen-behoerden-haben-wohl-bewusst-journalisten-durchsucht/7742288.html). Erstens: Wer's einer Staatsanwaltschaft glaubt, die eine Lüge nach der anderen präsentiert, ist wirklich selbst schuld. Zweitens: Wie wollen die Schnüffelgreifer denn kopierte Daten zurückgeben? Durch Rücküberspielung auf die Datenträger? Vielleicht noch mit 'nem kleinen Bonus-Schnüffelprogramm für kommende Ereignisse? Immerhin hat die Unrechtsstaatsanwaltschaft ja sogar schon bekanntgegeben, daß die Betroffenen als „Sympathisanten der linken Szene“ auf der Schwarzen Liste und damit immer unter Generalverdacht stehen.

Insgesamt wird anhand dieses Ereignisses und seines Vorfeldes wieder einmal sichtbar: Die B'R'D scheißt zunehmend auf Gesetze und bürgerliche Freiheiten. Auf welche Freiheiten scheißt die B'R'D denn nicht? Mir fallen da nur die Freiheit der Ausbeutung, der Korruption und die Freiheit, auf Völkerrecht, Grundgesetz und andere Gesetze zu scheißen, ein. Und die Freiheit, in fernen Ländern massenhaft Zivilisten zu massakrieren. Habe ich noch irgendwelche Freiheiten vergessen?

Und noch etwas wird deutlich (sonst würde diese jüngste Unrechtsstaatlichkeit nicht so breit in der Regimejournaille thematisiert): Der Staat, seine Verfolgungs- und Gewaltorgane signalisieren: Als „Sympathisant der linken Szene“ bist Du Freiwild. Gehst Du zu staatskritischen Veranstaltungen, kriegen wir Dich. Entweder wir verkloppen Dich gleich dort, oder, wenn wir das nicht schaffen, kriegen wir Dich auch Monate später zu Hause. Wir scheißen auch auf Deinen Presseausweis und (in anderem Falle, siehe http://www.jungewelt.de/2012/09-27/024.php) auf Deine parlamentarische Immunität. Auf Deine sogenannten Grund- und Menschenrechte scheißen wir sowieso. Wir sind der Staat des Finanzkapitals und terrorisieren, wen, wann und wie wir wollen.

DAS ist die Botschaft des 6. Februar 2013.

Ausgebeutete und unterdrückte Unrechtsstaatsinsassen, erhebt Euch! Laßt Euch nicht einschüchtern!

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Das Umdenken