Die unheilige Trilogie

Gauck Franziskus Merkel

Wie jedes Jahr zum Jahreswechsel bescherte uns die Propagandamaschinerie der Herrschenden und ihres Staates zur Erbauung und Schürung unbegründeter Hoffnungen drei Reden: die des Bundespräsidenten, die des Papstes und die der Bundeskanzlerin.

1. Ausländer 'raus, Arbeit für lau

Den Anfang machte Gauck. Nach etwas belanglosem Vorgeplänkel, wie das bei solchen Reden üblich ist, kommt er zunächst zum derzeitigen Kernthema der B'R'D-Propaganda: der Hetze gegen Ausländer. Zur Einleitung ein Spiegel Gauck'schen Geschichtswissens:
"Es gibt viele Gründe, warum Menschen ihre Heimat verlassen. Krieg und Hunger, Verfolgung und Not. Unsere eigenen Vorfahren haben das alles gekannt. Im neunzehnten Jahrhundert sind sie zu Millionen in die Neue Welt ausgewandert, und nach dem Zweiten Weltkrieg mussten Flüchtlinge und Vertriebene sich eine neue Heimat suchen."
Soso, 19. Jahrhundert, dann geht’s nach dem 2. Weltkrieg weiter. Daß imperialistische deutsche Staaten zwischendurch mal eben zwei Weltkriege angezettelt hatten, durch welche Multimillionen Menschen ihr Leben, ihre Heimat oder ihr Hab und Gut verloren, muß man als Präsident des selbsterklärten Nachfolgestaates dieser Verbrecherregime ja nicht unbedingt erwähnen.

Aber darum geht’s Gauck eben nicht, sondern er brauchte einen Aufhänger, um gegen Einwanderer zu hetzen:
"Machen wir unser Herz nicht eng mit der Feststellung, dass wir nicht jeden, der kommt, in unserem Land aufnehmen können. Ich weiß ja, dass dieser Satz sehr, sehr richtig ist."
Kurzfassung: Ausländer 'raus ist nicht nur sehr, sondern sehr, sehr richtig. Zumindest für Gaucksgleichen.

Auch ein weiteres zentrales Anliegen seiner Herren machte Gauck zum Thema: Arbeit für wenig oder bestenfalls ganz ohne Lohn:
"Ich bin im letzten Jahr an vielen Orten auf das größte Geschenk gestoßen, dass unser Land sich selbst gemacht hat - die Ehrenamtlichen."
Klar. Sie kosten weder die Finanzkapitalisten noch deren Staat auch nur einen Heller. Und erhalten dennoch die Reste der Illusion von einem Staat aufrecht, der seinen Insassen ein - zumindest gemäß Gauck und anderen offensichtlichen Menschenfeinden - ansatzweise menschenwürdiges Leben ermöglicht.

Sie übernehmen Tätigkeiten, für die der Staat kein Geld ausgibt, obwohl er durch Grundgesetz und Menschenrechte dazu verpflichtet wäre. Sie vernichten damit Lohnarbeit und ermöglichen dem Staat, den Finanzkapitalisten (z.B. beim "Bankenretten") Multimilliarden Euro hinterherzuschmeißen, welche die dann in äußerst nützliche Spekulationen pumpen. Damit werden neue Blasen virtueller Werte aufgepumpt, die dann in Krisen platzen. Dadurch verarmen weitere Menschen und werden in die Abhängigkeit von (Un-)Ehrenamtlern getrieben.

(Un-)Ehrenamtliche Tätigkeit hat also eine große Zukunft. Vorausgesetzt, die (Un-)Ehrenamtler finden noch eine Tätigkeit, von der sie leben können, und die wurde noch nicht von anderen (Un-)Ehrenamtlern übernommen.

2. Gott möge es richten

Nach den Worten des Weihnachtsprinzen mit dem verkniffenen Gesicht kam das "Urbi et Orbi" des noch relativ neuen Papstes.

Nach dem zurückgetreten wordenen Großinquisitor Ratzinger (Wer erinnert sich? Der "Stellvertreter Gottes" Benedict XVI. trat als historische Sensation zurück. Fehlte bloß noch der Rücktritt Gottes. Aber wenn in einem Betrieb 'was schiefläuft, rollen ja üblicherweise die Köpfe der zweiten Reihe. Und Ratzinger selbst sagte ja, er hätte für den Rücktritt den Auftrag vom Chef erhalten.) wurde ja ein praktizierender Enthaltsamkeitsprediger auf den Posten gesetzt und bekam zwecks corporate identity schon im Voraus einen historisch in dieser Richtung vorbelasteten Namen. Der wohl bekannteste Namensvetter, Franziskus von Assisi (1181-1226), ist mir sehr sympathisch, da er sich entgegen den Erwartungen seines Kapitalistenvaters konsequent sozial engagierte. Selbstverständlich wurde der aber damals kein Papst.

So rief auch der neue Franziskus zur Enthaltsamkeit zugunsten der Armen auf und praktiziert sie in einigen medienwirksam demonstrierten Punkten sogar. So weit, so gut.

Aber in seiner Weihnachtsbotschaft forderte er noch nicht einmal einen einzigen Menschen dazu auf, irgendetwas für die Umsetzung chistlicher Ideale zu tun, Verbrechen zu unterlassen und sich sozial zu verhalten (im christlichen Jargon: sich an die Gebote zu halten und Nächstenliebe zu üben).

Er benannte zwar viele Verbrechen, welche derzeit in der Welt geschehen (Syrien, Zentralafrika usw.), aber was tat er dann? Er ruft nicht etwa die Verbrecher zum Umdenken, sondern appelliert an Gott, die Verbrecher zur Vernunft zu rufen. Was für ein Unsinn, seit wann sagt ein Stellvertreter dem Chef, was der zu tun hat? Normalerweise sagt der Chef, was sein Stellvertreter (auf Erden) den Angestellten und Untertanen zu übermitteln hat.

Nach seinem Chef Jesus Christus hört er sich auch kein bißchen an. Irgendwie fehlt z.B. das "Ihr Otterngezücht und Schlangenbrut in Washington, Brüssel, Berlin und Tel Aviv! Wer das Schwert führt, soll durch das Schwert umkommen!" Oder ein Aufruf an Gauck, Merkel und Obama, das Christentum nicht zu besudeln, indem sie sich bei ihrem rassistischen, kriegstreiberischen und asozialen Handeln auf Gott berufen (z.B. in Weihnachts- und Neujahrsansprachen).

Eine der schwächsten Stellen ist die:
"Herr des Himmels und der Erde, schau auf diesen unseren Planeten, der von der Gier und der Habsucht der Menschen oft wahllos ausgebeutet wird. Steh den Opfern von Naturkatastrophen bei und schütze sie, vor allem das liebe, kürzlich von einem Taifun schwer getroffene philippinische Volk."
Selbst Gott soll also bloß mal gucken, wie der Planet ruiniert wird - icht etwa von benennbaren Verbrechern, sondern irgendeiner verschwommenen "Gier und [...] Habsucht der Menschen". Das klingt so nach unverbesserlichen menschlichen Eigenschaften, ähnlich wie verblödete Anhänger der bürgerlichen Ideologie immer von der "menschlichen Natur" faseln, welche immer wieder eine bessere Gesellschaft verhindert.

Na, und nachdem Gott sich sattgesehen hat an den Verbrechen seines Gipfels der Schöpfung, soll er den (wohl ebenfalls unvermeidlichen) Opfern beistehen. Irgendwelche konkreten Tips, wie? Z.B. durch Einflußnahme auf die vatikanischen Finanzspekulanten, mal bißchen Kohle für Hilfe lockerzumachen? Völlige Fehlanzeige.

Das hier ist auch typisch: 
"An diesem Tag, beschienen von der Hoffnung des Evangeliums, die von der ärmlichen Grotte von Betlehem ausgeht, bitte ich um das weihnachtliche Geschenk der Freude und des Friedens für alle: für die Kinder und die alten Menschen, für die Jugendlichen und die Familien, für die Armen und die Ausgeschlossenen."
Wen nur bittet er? Vermutlich seinen Chef. Aber dem war ja bisher immer scheißegal, wenn Menschen aus der Gesellschaft ausgeschlossen und in Armut getrieben werden. Warum sollte sich sein Chef ausgerechnet 2013 ändern?

Oder richtet sich seine Bitte an die Verbrecher dieser Welt, an die Quandts, Klattens, Gaucks und Merkels, die Menschen massenhaft in die Armut treiben? Warum sollten die sich ändern, zumal sie nichtmal persönlich angesprochen wurden?

Oder das: 
"Und du willst auch Frieden in jenes Land bringen, das von einer Spirale der Gewalt und des Elends gequält ist, wo viele Menschen ohne Behausung, ohne Wasser und Nahrung, ohne das Existenzminimum leben."
Welch verlogene Sprache! "Das Land" wird "von einer "Spirale der Gewalt und des Elends" gequält! So ein Unsinn. Menschen werden von anderen Menschen ins Elend getrieben, gequält und ermordet. Insbesondere von denen, welche dort wie global die Politik beherrschen. Aber die Herrschenden anzugreifen, war noch nie das Ding der mit ihnen verfilzten Katholischen Kirche und ihres stellvertretenden Oberhirten.

Also auch von Franziskus wieder nichts außer fromme Sprüche.

3. Wundersame Visionen der Santa Angela

Nun brachen, nach dem weihnachtlichen Geschwafel des Obergaucklers der Toitschen und des wundergläubigen Franzissimus, unweigerlich noch die unglaublichen Neujahrsvisionen der Santa Angela über uns herein.

Zunächst entdeckte sie die Veränderlichkeit des Universums:
"Oft jagt ein Ereignis das andere."
Sie hat allerdings noch nicht kapiert, daß das nicht oft, sondern immer so ist. Vermutlich hat die ganze Karrieremacher- und Kanzlerei ihre letzten Physikkenntnisse gelöscht, daß nämlich Bewegung die Existenzform der Materie ist. Erinnert irgendwie an den blödsinnigen Spruch "Irgendwas ist immer."

Dann kommt gleich der erste Kracher:
"Manche (...) haben einen lieben Menschen verloren (...) Doch immer wieder gibt es Chancen zu neuen Anfängen."
Naja, außer für die Toten. Z.B. das in Afghanistan verreckte tumbe Kanonenfutter der toitschen Kriegspolitik oder die Opfer der Asozial- und Gesundheitszerstörungspolitik. Davon, daß die B'R'D als Hauptmacht des EU-Imperiums die Zukunftschancen ihrer Eurokolonien massiv vernichtet hat, will ich gar nicht reden. Sowas interessiert den deutschen Michel traditionell nicht.

Welche Wunder hat sie für die nächste Zukunft vor(her)gesehen? Z.B. das Wunder der Schöpfung aus dem Nichts:
"Der Staat kann investieren. Er kann gute Bedingungen schaffen."
Macht er aber nicht, sondern kürzt Investitionen. Mit dem angeblichen Ziel, welches Santa Angela sogar nennt:
"Besonders wichtig ist mir, dass wir unsere Finanzen der nächsten Generation geordnet übergeben ..."
Aber vielleicht meint sie ja nur, die Schuldscheine in chronologischer Reihenfolge geordnet den kommenden Generationen zu übergeben. Denn bisher häuft die B'R'D jährlich immer neue Schulden an und muß damit Finanzkapitalisten Multimilliarden Euro jährlich an Zinsen hinterherschmeißen. Die Neubverschuldung zu senken, heißt hingegen, weitere Löcher in Gesundheitswesen, Bildung und eben öffentlichen Ausgaben und Investitionen zu reißen. Und damit den ohnehin schon maroden Staat den kommenden Generationen noch desolater zu hinterlassen.

Nun sollen auf wundersame Weise mit gekürzten Mitteln irgendwelche Wundertäter etwas machen:
"Doch die Politik könnte nur wenig bewirken ohne Sie alle in unserem Land, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, gleich welcher Herkunft."
Übersetzung: 'Von uns und unseren Herren gibt’s nichts, nun macht was draus, auch wenn Ihr Neger seid'. Das kann wohl nur bedeuten, was ja schon Gauck zum großen Geschenk (v)erklärte: Mehr Arbeit für Hungerlöhne oder für lau. Erinnert an Kennedys: "ask not what your country can do for you -- ask what can you do for your country".
"... dass wir die Energiewende zum Erfolg führen"
Die hat sie doch schon in der Vergangenheit zusammen mit ihren Kopulationspartnern erfolgreich eingestampft. Im neuen Kopulationsvertrag ist die Begrenzung der Gewinnung erneuerbarer Energien konkret vorgeschrieben. Möglicherweise meint sie aber mit Energiewende eine andere - die Wende zurück zu Kohle- und Kernkraftwerken. Daß sie die zum Erfolg zu führen versucht, ist leicht anhand politischer Tatsachen nachweisbar.
"dass wir gute Arbeit und ein gutes Miteinander in unserem Land haben"
Jetzt faselt sie völlig wirr. Der neue Armuts- und Reichtumsbericht der (IHRER!) Bundesregierung belegt das Gegenteil. Und daß nicht gute, sondern prekäre Arbeit das Ergebnis und weitere Ziel ihrer Massenverarmungspolitik ist, muß selbst die Regimejournaille inzwischen zugeben.
Zum Schluß spricht sie noch eine Drohung (oder einen üblen Fluch?) über das deutsche und andere Völker aus:
"für das kommende Jahr wünsche ich uns allen die Entschlossenheit, unsere Vorsätze umzusetzen"
Genau das ist zu befürchten.

Na dann: (Un-) HEIL 2014!

Zur Hauptseite - Zur Textübersicht
Das Umdenken