Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben
Mit diesen Worten erklärt Jesus deutlich die dreifache Botschaft seines
Wirkens. Der Inhalt ist ebenso leicht verständlich: Liebe Deinen Nächsten wie
Dich selbst.
Inhalt
1. Verschiedene Lehren, viele Lehrer
2. Die Botschaft Jesu
3. Der Mißbrauch der Lehre hat lange Tradition
4. Widerspruch zwischen Lehre und Alltag
5. Das wichtigste Gebot
6. Die Strafe Gottes
7. Vermeidung eigenen Schadens
1. Verschiedene Lehren, viele Lehrer
Wie findet man zum richtigen Verständnis Gottes? In allen Religionen, die auf
dem Gott Abrahams gründen (Judentum, Christentum, Islam), werden aus allen
möglichen Gründen verschiedene Auslegungen angeboten. Mit schöner
Regelmäßigkeit ist zwar von Liebe, Frieden und Tötungsverbot die Rede, aber
immer finden sich Gründe, warum wirtschaftliche Konkurrenten davon auszunehmen
sind. Und nie im Namen der Wirtschaft oder eigenen Gier, sondern im Namen
Gottes und der angeblichen Gottlosigkeit der Anderen. Das geht bis hin zu
kleinkindhaften Vereinfachungen zu "Bösem" und "Achse des Bösen".
Obwohl jede Menge religiöse Lehrer aller Richtungen herumlaufen, sind alle mit
Vorsicht zu genießen. Nicht, weil keine lauteren darunter wären, sondern weil
man sie nur schwer von den schwarzen Schafen unterscheiden kann.
2. Die Botschaft Jesu
Zum Glück existiert ein Lehrer, dessen man sich sicher sein kann. Im
Unterschied zu anderen Selbstdarstellungen ist seine der überprüfbare Beweis
seiner Lauterkeit.
"6Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand
kommt zum Vater denn durch mich. 7Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr
auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen."
(Johannes 14,6f.)
Die Aussage ist deutlich: In jeder seiner Handlungen (Weg) kann man Gott, das
Gesetz erkennen, in jedem seiner Worte (Wahrheit) und in seinem gesamten
Schicksal (Leben) bis hin zu Kreuzigung/Auferstehung. Begreift man eine dieser
Botschaften, erkennt man auch das Ganze. Daß man es richtig erkannt hat,
bemerkt man an zunehmend leichterem Verständnis aller Inhalte der Heiligen
Schrift.
Die Botschaft ist gleichzeitig eine Forderung. Denn wer den Vater erkennt, soll
auch Denken, Handeln und Ziele an ihm ausrichten. Wozu sonst wäre die
Erkenntnis gut? Wie kann Jemand behaupten, verstanden zu haben, wenn das nicht
erkennbar ist? Und welches Beispiel gibt er?
3. Der Mißbrauch der Lehren hat lange Tradition
Schon die alten Propheten wetterten im Auftrag Gottes gegen Heuchelei und
Götzendienst:
"26Wie ein Dieb zuschanden wird, wenn man ihn ergreift, so wird das Haus Israel
zuschanden werden samt seinen Königen, Fürsten, Priestern und Propheten, 27die
zum Holz sagen: «Du bist mein Vater» und zum Stein: «Du hast mich geboren».
Denn sie kehren mir den Rücken zu und nicht das Angesicht. Aber wenn die Not
über sie kommt, sprechen sie: «Auf und hilf uns!»" (Jeremia 2,26f.)
Er spricht nicht etwa von einer Zeit vor der Offenbarung Gottes, des Gesetzes,
sondern von der Verkehrung der Lehre durch Lehrer und Mächtige.
"22Ich aber habe euren Vätern an dem Tage, als ich sie aus Ägyptenland führte,
nichts gesagt noch geboten von Brandopfern und Schlachtopfern; 23sondern dies
habe ich ihnen geboten: Gehorcht meinem Wort, so will ich euer Gott sein, und
ihr sollt mein Volk sein; wandelt ganz auf dem Wege, den ich euch gebiete, auf
daß es euch wohlgehe. 24Aber sie wollten nicht hören noch ihre Ohren mir
zukehren, sondern wandelten nach ihrem eignen Rat und nach ihrem verstockten
und bösen Herzen und kehrten mir den Rücken zu und nicht das Angesicht."
(Jeremia 7,22ff.)
Keiner kann sich auf falsche Lehrer berufen, wenn er das richtige Lehrbuch hat.
Denn ein falscher Lehrer wird bei falscher Auslegung in offensichtliche
Widersprüche geraten. Die kann ein anderer Lehrer und/oder eigenes Nachlesen
und -denken aufdecken. Nicht umsonst fordert Gott, das Gesetz, sechs Tage dem
Tagwerk nachzugehen, sich aber am siebenten mit ihm zu beschäftigen.
4. Widerspruch zwischen Lehre und Alltag
Wenn Gott, das Gesetz, der Beobachtung verbreiteten alltäglichen Verhaltens
widerspricht, so deshalb, weil der breite Weg nunmal der breite Weg ist und
abseits vom schmalen Pfad verläuft.
"13Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist
breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind's, die auf ihm hineingehen.
14Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und
wenige sind's, die ihn finden!
15Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch
kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. 16An ihren Früchten sollt ihr
sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den
Disteln? 17So bringt jeder gute Baum gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt
schlechte Früchte." (Matthäus 7,13ff.)
Jesus ist "der Weg und die Wahrheit und das Leben". Ein bißchen Weg, ein wenig
Wahrheit und etwas Leben ist nicht möglich.
5. Das wichtigste Gebot
Um der Lehre zu folgen, reicht nicht zu wissen, daß sie existiert, sondern ist
das Verständnis ihres Inhalts nötig. Nun ist die Bibel ein recht dickes Buch in
altertümlicher Sprache. Aber Jesus selbst gibt einen Hinweis zu den
Kernaussagen:
"28Und es trat zu ihm einer von den Schriftgelehrten, der ihnen zugehört hatte,
wie sie miteinander stritten. Und als er sah, daß er ihnen gut geantwortet
hatte, fragte er ihn: Welches ist das höchste Gebot von allen? 29Jesus aber
antwortete ihm: Das höchste Gebot ist das: «Höre, Israel, der Herr, unser Gott,
ist der Herr allein, 30und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem
Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften» (5.
Mose 6,4-5). 31Das andre ist dies: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich
selbst» (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese." (Markus
12,28ff.)
Eine modernere Übersetzung lautet "von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und
ganzem Verstand und mit allen Kräften" statt "von ganzem Herzen, von ganzer
Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften".
Das heißt nicht nur, daß man ein netter Mensch sein und Gott mögen soll. Man
muß Gott, das Gesetz, anerkennen, tätig in jeder Handlung umsetzen und
versuchen, sein Verständnis des Gesetzes ständig zu verbessern. Da es das
Gesetz der Liebe ist, kann man ihm nur gehorchen, wenn man auch Gott, das
Gesetz, liebt.
In zwischenmenschlichen Beziehungen ist die einfachste Form "Du sollst deinen
Nächsten lieben wie dich selbst.", die gleichgroße Nächsten- und Selbstliebe,
um für die Gemeinschaft das Beste zu erreichen - unter Einbeziehung der
gesamten Schöpfung.
6. Die Strafe Gottes
Wer dem zuwiderhandelt, erntet die unerbittliche Strafe Gottes, des Gesetzes,
auch über mehrere Generationen. Das ist keine "Rache", sondern die (wörtlich zu
nehmende) gesetzmäßige Wirkung selbstverursachten Schadens. So ist ein grober
Verstoß gegen das Gesetz, selbst zum Schaden Anderer, also egoistisch, zu leben
und dabei auch noch der Natur zu schaden. Wirtschaftliche, soziale und
ökologische Katastrophen sind die unweigerliche Folge.
Wer Fehler macht, den treffen ihre Folgen. Überfischung der Meere macht Fisch
knapp und teuer. Erwärmung der Atmosphäre führt zur Entladung der Energie in
immer stärkeren Unwettern. Wer sich durch Egoismus und Aggressivität
vereinzelt, wird immer gieriger, unzufriedener und entwickelt "streßbedingte"
Erkrankungen.
Die Meisten finden gute Ausreden, Schaden anzurichten und fremden zu
unterstützen - vor sich selbst und Anderen. Nicht aber vor Gott, dem Gesetz.
Ein gerechter Richter: Grundlage seines Urteils ist nicht Willkür, sondern die
Verletzung des Gesetzes.
7. Vermeidung eigenen Schadens
Die Folgen treffen auch Unschuldige, aber nicht Gott, das Gesetz, schadet
ihnen, sondern die das Gesetz mißachten. Und auch hier gibt das (zweite) Gebot
die Lösung vor: Man soll sich selbst lieben und auch seinem Nächsten. Wenn er
Schaden anrichtet, soll man ihm dennoch nicht schaden. Das geht nur, indem man
sich von ihm fernhält und das schädliche Treiben in keiner Form unterstützt.
"9Traue deinem Feinde nimmermehr. 10Denn gleich wie das Eisen immer wieder
rostet, so lässet er auch seine Tücke nicht. 11Und ob er sich schon neiget und
bücket, so halt doch an dich und hüte dich vor ihm. Und wenn du gleich an ihm
polierest wie an einem Spiegel, so bleibt er doch rostig. 12Zeuch ihn nicht zu
dir, daß er dich nicht wegstoße und trete an deine Statt. Setze ihn nicht neben
dich, daß er nicht nach deinem Stuhl trachte, und du zuletzt an meine Worte
denken müssest, und dich dann gereuen wird. 13Gleich als wenn ein
Schlangenbeschwörer gebissen wird, das jammert niemand, so wenig als das, so
einer mit wilden Tieren umgehet, und von ihne zerrissen wird: also gehet's dem
auch, der sich an die Gottlosen hänget, und sich in ihre Sünden menget."
(Sirach 12,9ff.)
Das Alles kann man in tausenden Varianten in der Heiligen Schrift immer
wiederfinden, und jede folgt den einfachen Regeln: "Du sollst deinen Nächsten
lieben wie dich selbst; denn ich bin der Herr." (3. Mose 19,18).
Torsten Reichelt
19.01.2003
Zur Hauptseite Zur Textübersicht