Wir kommen in Frieden!
oder
Warum die Spareinlagen sicher sind
Kürzlich kam auf arte mal wieder "Mars Attacks!". Für Jene, die den nicht
kennen: Das
ist ein "Kultfilm". Eine rabenschwarze Parodie auf den ganzen US-Schund der
letzten Jahrzehnte, in dem Außerirdische die Erde angreifen und von
gesellschaftlichen Außenseitern in einer heroischen patriotischen Aktion
vernichtet werden - selbstverständlich von US-Amerikanern. Zudem hat der Film
absolute Starbesetzung. Fast Alles, was unter US-Schauspielern Rang und Namen
hat, spielt da mit. Mir fallen auf Anhieb drei ein. Pierce Brosnan, Michael J.
Fox und Jack Nicholson - Letzterer sogar als US-Präsident. Welche zudem mal
nicht selbst die Helden spielen und nicht mal ein "happy end" erleben, sondern
auf verschiedene, höchst idiotische Weise umkommen.
Nicht, daß ich wegen dieses Films zum Freund der US-Unkultur werde, aber auch
manche US-Filme sind ernstzunehmen (insbesondere einige Komödien) und
beinhalten sogar eine ansatzweise, wenn auch keine radikale Systemkritik.
Was mir besonders an dem Film gefällt, ist die Methode der bitterbösen
Marsmännchen, ihre Opfer immer wieder zu täuschen und zu vernichten, bevor die
merken, was geschieht. Das geht ganz einfach: Mit dem Spruch: "Wir kommen in
Frieden". Da denkt man doch automatisch an amerikanische Eroberungsgeschichte
bis hin zu den aktuellen Aggressionskriegen der USA, der BRD und anderer
imperialistischer Spießgesellen. Je übler die Verbrechen, desto mehr im Namen
von Freiheit, Demokratie und Friedenssicherung.
Mich erinnerte das auch an einen utopischen Roman, welcher in der DDR erschien.
Die Grundidee war zwar nicht sonderlich plausibel, daß nämlich die verfeindeten
Staaten sich einigten, ihre Rüstung automatisiert ausschließlich auf dem Mond
entwickeln und erproben zu lassen, frei nach dem Motto: möge der Bessere
gewinnen. Und irgendwann verselbständigte sich der Mond dann und eine
gemeinsame Erkundungsmission sollte klären, was da passiert. Worauf ich
hinauswill, ist ein kurzer Abschnitt über das Zusammentreffen eines
menschengesteuerten Erkundungsroboters mit einem automatischen Kriegsroboter
vom Mond. Unter ständiger Beteuerung, er sei sein Bruder und käme in Frieden,
umarmt er den Erkunder, reißt ihm die (elektronischen) Eingeweide heraus und
zerstört ihn. Also eine altbekannte feindliche Taktik, welche von
Kunstschaffenden kapitalistischer und sozialistischer Staaten richtig erkannt
und vermittelt, aber offensichtlich nicht breit verinnerlicht wurde. Wie sonst
hätte 1987 das unsägliche SED-SPD-Verbrüderungspapier "Der Streit der
Ideologien und die gemeinsame Sicherheit" entstehen können?
Welche Lügen der Kriegsroboter lullten und lullen uns alltäglich ein, deren
sanftes Gesäusel Viele selbst dann noch stillhalten läßt, wenn ihnen schon
munter die Eingeweide herausgerissen werden? Blühende Landschaften, Freiheit,
Demokratie, Frieden, Sicherheit, sichere Renten, Sozial- und
Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und der ganze andere nirgends real
sichtbare Schwachsinn wird tagtäglich geglaubt.
Die neueste Volksbesänftigungsparole ist die von den sicheren Spareinlagen.
Dabei beweisen die Herrschenden und deren politische Lakaien ständig, daß sie
die Weltwirtschaftskrise nicht verstehen, laufend ihre „Schätzungen" (ich würde
eher sagen Wunschträume) korrigieren müssen und keinerlei begründetes
Gegenkonzept haben (können). Wie sollen die etwas Begründetes über Sicherheit
gerade im Bereich der Finanzen sagen, der nur noch intensivmedizinisch mit
Hunderte-Milliarden-Euro-Beatmung vorm Verenden bewahrt wird?
Die Antwort ist einfach: Die Herrschenden und ihre Lakaien in Management,
Staat, Lobby und Medien wollen noch möglichst viel beiseite schaffen, bevor der
unvermeidliche Zusammenbruch all Jene um ihr Erspartes bringt, welche es nicht
rechtzeitig aus dem maroden System abziehen. An dem unausweichlichen Tag, da
sich lange Schlangen vor zahlungsunfähigen Banken bilden, ist es für Alle zu
spät, noch etwas in Sicherheit zu bringen und ihr Spielgeld in reale Werte
umzusetzen.
Den Proletariern werden bereits die (finanziellen) Eingeweide herausgerissen,
aber noch immer möchten sie nicht daran, sondern lieber der angenehmen Lüge
glauben, das sei nicht so und die massiven fina(nziel)len Umverteilungen
erfolgten auch in ihrem Interesse und könnten das einstürzende Kartenhaus
stabilisieren.
Ich muß sagen, die Dreistigkeit und der Erfolg der bürgerlichen Propaganda
selbst in katastrophalen Situationen nötigt mir einigen Respekt vor der
psychologischen Leistung ab, die dahintersteht. Wir sind bis heute nicht in der
Lage, die Wahrheit auch nur annähernd so effektiv zu verbreiten wie unsere
Feinde ihre Lügen, obwohl wir sie und die Beeinflussungsmechanismen
durchschauen.
Wie lange der Glaube an die sicheren Spareinlagen noch anhält, ist schwer zu
sagen. Sicher ist, daß an dem Tag, da dieser Glaube massenhaft erlischt, Viele
fast Alles verlieren werden, was sie jetzt noch zu haben meinen.
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