Die (zehn) Gebote der Essener


Der nachfolgende Text stammt aus den Qumran-Rollen (erste Übersetzung von Dr. Edmond Bordeaux Szèkely vom Aramäischen ins Englische). Ihre Urheber sind die Essener (eine jüdische Gemeinschaft im alten Israel und nicht zu verwechseln mit den Einwohnern einer deutschen Stadt), bei denen Jesus von Nazareth einige Zeit verbracht haben soll.

Wahrscheinlich sind Jedem die Zehn Gebote aus der Bibel bekannt. Ich finde die nachstehende Formulierung wesentlich aussagefähiger, was auch kaum verwunderlich ist. Schließlich haben sie nur zwei Übersetzungen hinter sich und dürften damit wesentlich näher an der ursprünglichen Idee sein, als unsere vielfach übersetzte und gefilterte Bibel. Aber genug der Vorrede; hier die Gebote:

"Ich bin das Gesetz, dein Gott, der dich aus den Fesseln der Finsternis befreit hat.

Du sollst keine anderen Gesetze an meiner Stelle haben.

Du sollst dir kein Bildnis des Gesetzes im Himmel oben noch auf der Erde unten machen.

Ich bin das unsichtbare Gesetz, ohne Anfang und Ende

Du sollst dir keine falschen Gesetze machen, denn ich bin die Weltenordnung, die alles einschließt. Wenn du dich von mir lossagst, wird dich Unglück heimsuchen, von Geschlecht zu Geschlecht.

Wenn du meinen Geboten folgst, sollst du in den unendlichen Garten eingehen, wo der Baum des Lebens inmitten der Ewigen See steht.

Du sollst das göttliche Gesetz nicht verletzen. Das Gesetz ist dein Gott, der dich nicht freispricht von Schuld.

Ehre deine Erdenmutter, auf das du lange lebst auf Erden, und ehre deinen himmlischen Vater, daß du in den Himmeln ewiges Leben hast, denn Erde und Himmel sind dir durch das Weltengesetz gegeben worden, das dein Gott ist.

Du sollst deine Erdenmutter am Morgen des Sabbat grüßen.
Du sollst den Engel der Erde am zweiten Morgen grüßen.
Du sollst den Engel des Lebens am dritten Morgen grüßen.
Du sollst den Engel der Freude am vierten Morgen grüßen.
Du sollst den Engel der Sonne am fünften Morgen grüßen.
Du sollst den Engel des Wassers am sechsten Morgen grüßen.
Du sollst den Engel der Luft am siebten Morgen grüßen.

Alle diese Engel der Erdenmutter sollst du grüßen und dich ihnen weihen, damit du in den unendlichen Garten eingehst, wo der Baum des Lebens steht.

Du sollst deinen Himmlischen Vater am Abend des Sabbath verehren.
Du sollst den Engel des Ewigen Lebens am zweiten Abend empfangen.
Du sollst den Engel der Arbeit am dritten Abend empfangen.
Du sollst den Engel des Friedens am vierten Abend empfangen.
Du sollst den Engel der Kraft am fünften Abend empfangen.
Du sollst den Engel der Liebe am sechsten Abend empfangen.
Du sollst den Engel der Weisheit am siebten Abend empfangen.

Für alle diese Engel des Himmlischen Vaters sollst du dich öffnen, damit deine Seele im Brunnen des Lichtes bade und in das Meer der Ewigkeit eintauche.

Der siebte Tag ist der Sabbath, daran sollst du dich erinnern und ihn heilig halten. Der Sabbath ist der Tag des Lichts der göttlichen Ordnung. Du sollst dann keine Arbeit verrichten, sondern das Licht, das Königreich deines Gottes, suchen und alle Dinge werden dir zufallen.
Denn wisse, sechs Tage sollst du mit den Engeln arbeiten, aber am siebten Tag sollst du im Lichte Gottes wohnen, der das heilige Gesetz ist.

Du sollst keinem lebenden Wesen das Leben rauben. Leben kommt allein von Gott. Er gibt es und nimmt es.

Du sollst die Liebe nicht entweihen. Es ist die heilige Gabe des Himmlischen Vaters.

Du sollst deine Seele, die unschätzbare Gabe des liebenden Gottes, nicht verkaufen für die Reichtümer der Welt, die wie Samen sind, die auf steinigen Grund gesät wurden und keine Wurzel fassen können.

Du sollst kein falsches Zeugnis vom Gesetz ablegen und es gegen deinen Bruder verwenden. Nur Gott kennt den Anfang und das Ende aller Dinge, denn sein Auge einzig, und er ist das heilige Gesetz.

Du sollst die Besitztümer deines Nachbarn nicht begehren. Das Gesetz hält viel größere Gaben für dich bereit, sogar Erde und Himmel, wenn du den Geboten des Herrn, deines Gottes folgst."


Hierin ist keine Rede von einer Person, die irgendwo im All schwebt und sich je nach Lust und Laune in das Leben der Menschen einmischt. Die Vorstellung eines objektiven Gesetzes, ewig, unsichtbar und unveränderlich (was ja auch an verschiedenen Bibelstellen zum Ausdruck kommt) und darüber hinaus willkürlich (Alles beeinflussend, dabei aber selbst unbeeinflußbar) ist nachvollziehbar und sowohl mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen als auch materialistischer Philosophie vereinbar.

Torsten Reichelt

überarbeitet 16.07.2003

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