Ordnung im Chaos

Neptun


Das Universum ist ein chaotisches System. Chaos bedeutet nicht Unordnung wie in der Umgangssprache, sondern eine komplexe Ordnung, deren Regeln nur nicht vollständig bekannt sind. Das ist zum Beispiel am Bestreben zu erkennen, Strukturen auszubilden (von Elementarteilchen bis Galaxien).

Alle Bestandteile des Universums wechselwirken miteinander. Jede Wechselwirkung unterliegt Gesetzmäßigkeiten. Würde man alle Gesetzmäßigkeiten zusammenfassen, erhielte man die "Weltformel", die nicht nur die Vorgänge beschreibt, sondern jeden Zustand an jedem beliebigen Ort zu jedem beliebigen Zeitpunkt. Ich nehme an, daß diese innerste Regel extrem einfach ist und nur ihre vielfältige Überlagerung auf allen Ebenen die komplexen Strukturen des Universums erzeugt. Warum?

Modelle für solche Zusammenhänge sind aus der Mathematik bekannt: Fraktale. Kurz gesagt: In eine einfache Formel wird ihre Lösung immer wieder eingesetzt und Lösung und Koordinaten werden (z.B. graphisch) erfaßt. Das läßt sich in unendlich kleine und unendlich große Bereiche fortsetzen. Ohne sich zu wiederholen entstehen immer neue Formen, die größeren und kleineren ähneln (Selbstähnlichkeit). Das Bild (von Serie B Berechnete Fraktale, Erläuterung auf Was ist überhaupt ein Fraktal ?) zeigt ein solches Fraktal.

Diese Systeme sind dreidimensional (x,y,Farbe). Das Universum ist multidimensional, so daß die Strukturen wesentlich vielfältiger und komplexer sind. Bei genauer Betrachtung sind nicht nur Elementarteilchen und Galaxien Strukturen im chaotischen System Universum, sondern auch Mensch, Menschheit sowie menschliches Bewußtsein und Verhalten. Das ändert aber nichts daran, daß der innere Zusammenhang einfach sein kann.

Weit hergeholt? Mitnichten. In der Religion finden sich mehrere Hinweise, daß Gott das Gesetz ist, unveränderlich, ewig, Alles festlegend. Einige Beispiele sind: "Am Anfang war das Wort", "Ich bin, der ich bin" (Zitat Gott im Gespräch mit Moses) und auch die Ansicht der Essener (einer jüdischen Gemeinschaft, bei der Jesus möglicherweise eine Zeit gelebt und gelernt hat): "Du sollst dir keine falschen Gesetze machen, denn ich bin die Weltenordnung, die alles einschließt." (Auszug aus den Geboten, die Gott Moses gab, ausführlicher: Die Gebote). Auch die 5 Bücher Mose bzw. das ganze Alte Testament werden als Gesetz bezeichnet. Das müßte wohl genauer heißen: Erläuterung des Gesetzes.

Das Prinzip der Selbstähnlichkeit findet sich auch in dem Jesus-Zitat: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zu Gott, dem Vater, als durch mich!". Jesus verkörperte Gott, das Gesetz, auf dreifache Weise: durch den Weg (seine Taten), die Wahrheit (seine Worte) und das Leben (sein Schicksal bis hin zu Kreuzigung/Auferstehung). Wer keine der drei Botschaften begreift, wird auch nicht zu Gott, dem Gesetz, bzw. dessen Verständnis gelangen.

Daraus ergibt sich auch die Funktionsweise der Evolution: Sowohl ihr Ursprung als auch ihre Gesetzmäßigkeiten und Ziele sind festgelegt. Und selbstverständlich geschieht das auf "natürlichem" Wege, da das Gesetz auch festlegt, wann welche "Zufälle" stattfinden.

Möglicherweise ist der Urknall ein Ort in diesem chaotischen System, an dem der Übergang zu einem neuen Bereich mit extrem anderen Eigenschaften erfolgt. Dadurch können wir keine Informationen von der "anderen Seite" bekommen. Für die dortigen Zustände sind weder Sinnesorgane noch bisher bekannte Nachweismethoden geeignet. Weitere "andere Seiten" sind ebenfalls möglich. Immerhin fehlen den Physikern bei ihren Berechnungen etwa 90% der Masse, die rechnerisch da sein müßte, aber nicht nachgewiesen werden kann. Selbst Physiker benennen das mit dem mystisch klingenden Begriff "dunkle Materie". Sie könnten auch sagen: Irgendwas, von dem wir nicht den blassesten Schimmer haben, außer daß es da sein muß. Das klingt nur nicht so schick.

Auf jeden Fall erscheinen mir Übergänge zu (noch?) nicht Nachweisbarem naheliegender als die kürzliche Aussage eines Physikers in einer Diskussion: Der Urknall wäre die Entstehung des Universums aus dem Nichts. Bisher wurde noch jedes "Wunder" erklärt und sowenig ein Kaninchen aus einem leeren Zylinder kommt, stammt das Universum aus dem Nichts.

Torsten Reichelt, eine Struktur im Chaos

16.01.2003



Ordnung im Chaos - eine andere Version


"Chaos" bedeutet in Physik und Mathematik nicht Unordnung (wie in der Umgangssprache), sondern den Zustand, den sich selbst überlassene Systeme anstreben. Sie bilden Strukturen aus. Das ist nur dann möglich, wenn die Bestandteile des Systems wechselwirken und gemeinsamen Regeln unterliegen. Das größte sich selbst überlassene System ist das Universum. Auch in ihm besteht eine Wechselwirkung aller seiner Bestandteile. Wenn irgendein Teil nicht wechselwirken würde, wäre er weder wahrnehm- noch nachweisbar noch könnte er irgendwelche Veränderungen bewirken, wäre also kein Teil des Universums. Das ist paradox und somit unmöglich.

Wenn alle Bestandteile des Universums wechselwirken, bedeutet das im Umkehrschluß, daß nichts getrennt ist. Die uns aus der Beobachtung geläufigsten "Trennungen" sind die durch Raum und Zeit. Raum und Zeit werden aber erst dadurch faßbar, daß Vorgänge an Bestandteilen des Universums beobachtet werden. Diese Vorgänge beruhen gerade darauf, daß die betrachteten Bestandteile wechselwirken, also nicht getrennt sind. Die Wahrnehmung einer Trennung oder Abgrenzung wird dadurch möglich, daß unser Wahrnehmungsapparat nur einen Bruchteil der Wirklichkeit erfaßt.

Ein einfaches Beispiel: Wir sehen einen Stern am Abendhimmel, der sich in einigen hundert Lichtjahren Entfernung befindet. Das erscheint als riesige Entfernung. Unsere Wahrnehmung beruht aber auf der direkten Wechselwirkung von elementaren Vorgängen in einzelnen Atomen des Sterns und Atomen lichtempfindlicher Moleküle in Netzhautzellen unseres Auges. Die "riesige Entfernung" bedeutet nichts Anderes als "extrem geringe Wechselwirkung". Hätten wir statt Licht- Schwerkraftsensoren, wäre die "zeitliche Verzögerung" der Wechselwirkung wesentlich geringer, bei Sensoren für Teilchenstrahlung wesentlich größer.

Was hat das mit dem Chaos zu tun? Ich wollte nur verdeutlichen, daß auch Dinge, die wir als weit getrennt wahrnehmen, unmittelbar wechselwirken. Deshalb ist das Chaos keine regellose Unordnung. Die universelle Wechselwirkung unterliegt mindestens und wahrscheinlich genau einer Gesetzmäßigkeit, deren Wirkung sich in allen möglichen Größenordnungen immer wieder überlagert und ähnlich Interferenzmustern weitere Scheingesetzmäßigkeiten erzeugt. In einfachen Systemen sind sie als "Naturgesetze" beschreibbar, in komplexen als chaotische Strukturen. Solche Strukturen können sehr kompliziert sein. Man muß sich nur vor Augen führen, daß das Universum ein sich selbst überlassenes, also chaotisches System ist und die Menschheit hervorgebracht hat.

Chaos ist eine unvollständig erfaßbare Ordnung. Unordnung würde voraussetzen, daß ein Vorgang mindestens zwei verschiedene Ergebnisse liefern kann (Zufall). Obwohl nicht widerlegbar, konnte das bisher nicht nachgewiesen werden und ist aus meiner Sicht unmöglich. Nichterfaßbarkeit hieße, daß keine Regeln oder Strukturen erkennbar sind. Sie sind aber erkennbar.

Jedes reale System ein chaotisches, da nur unvollständig erfaßbar. Nur abstrakte Systeme sind vollständig erfaßbar.

Einige Gedanken, wie die Gesetzmäßigkeit lautet und was sie mit Gott zu tun hat, steht unter Was die Welt im Innersten zusammenhält - Die Weltformel und einigen anderen Texten auf dieser Seite.

19.12.2002

Torsten Reichelt


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