Der Beweis Gottes

Leider wird der nachstehende Text häufig mißverstanden. Deshalb möchte ich einleitend betonen, daß ich unter Gott die Summe aller objektiven Gesetzmäßigkeiten verstehe. Dies widerspricht nicht etwa der materialistischen Weltanschauung, sondern untermauert, daß bereits die Vordenker der großen Religionen wesentliche Eigenschaften und Zusammenhänge der Natur und Gesellschaft erkannten und mangels anderer Erklärungsversuche auf einen Gott projizierten, welchem entgegen früheren Gottesbildern neue - im nachstehenden Text genannte - Eigenschaften zugeschrieben wurden. Dieser Text entspricht auch nicht mehr meinem aktuellen Erkenntnisstand, ist aber vielleicht nützlich, den Erkenntnisprozeß nachzuvollziehen. Doch genug der Vorrede.

Existiert Gott? Diese Frage wurde oft versucht zu beantworten - bisher ohne schlüssiges Ergebnis. Ein einfacher Beweis Gottes ist möglich, wenn man darüberhinaus fragt: Wie ist Gott? Dazu finden sich klare Angaben in der Bibel. Diese Eigenschaften stimmen mit etwas Anderem überein, dem innersten Gesetz des Universums, auch wenn dessen Inhalt noch nicht vollständig bekannt ist und vielleicht nie sein wird. Gott ist dieses innerste Gesetz des Universums.

1 Kurzfassung

1. Das Bewußtsein existiert.

2. Das Bewußtsein und das darin Abgebildete unterliegen Regeln. (Die Begriffe Regeln, Gesetzmäßigkeiten und Gesetze verwende ich hier synonym).

3. Faßt man alle Regeln des Bewußtseins und des darin Abgebildeten zusammen, ergibt sich ein universelles Gesetz.

4. Das universelle Gesetz hat folgende Eigenschaften: ewig, unveränderlich, allgegenwärtig, unsichtbar (nur an seiner Wirkung erkennbar), allmächtig (alle Vorgänge in Materie und Bewußtsein sind ihm unterworfen), allwissend (jede Ursache aller Vorgänge führt durch Gott, das Gesetz, zur Wirkung, beides ist Gott also "bekannt"), willkürlich (keinem äußeren Einfluß unterworfen).

5. Die Bibel schreibt Gott folgende Eigenschaften zu: Ewig, unveränderlich, allgegenwärtig, unsichtbar, allmächtig, allwissend.

6. In Schriften der Qumran-Rollen wird Gott als Gesetz bezeichnet (Die Gebote der Essener).

Der Beweis: Ein universelles Gesetz, das sich aus 1.-4. ergibt, hat dieselben Eigenschaften wie das, was in der Bibel Gott genannt wird. Gott und universelles Gesetz sind dasselbe.

Zusatz (6.): Vertreter der Religion, auf der die Bibel beruht, setzten Gott ebenfalls mit Gesetz und Weltenordnung gleich. (Die Qumran-Rollen stammen wahrscheinlich von den Essenern, einer jüdischen Gemeinschaft im alten Israel um Beginn der Zeitrechnung, siehe "Die Gebote der Essener")

2 Anmerkung

Dies ist der Beweis der Existenz Gottes, des Gesetzes, nicht seines Inhaltes. Liebe, Gnade, Vergebung, Zorn, Rache und Anderes sind Inhalte bzw. ergeben sich daraus und werden von mir anderenorts dargestellt (Gott, Am Anfang war die Liebe).

Gott als Person ist mit der Vorstellung des universellen Gesetzes vereinbar. Dieses Gesetz handelt willkürlich, das heißt, führt auf keiner anderen Grundlage als sich selbst Folgen herbei. Durch seine Wirkung teilt es dem Bewußtsein nicht nur Informationen über sich selbst, sondern auch über alle Teile des Universums mit. Es kommuniziert also, sowohl über die Verarbeitung von Wahrnehmungen als auch wie in der Bibel beschrieben über den Heiligen Geist, einer Wechselwirkung von Bewußtseinen auf bisher unbekannter Grundlage.

3 Erläuterung

3.1 Regeln im Bewußtsein

Ich möchte von der einzigen Tatsache ausgehen, die für Jeden überprüfbar ist: "Ich denke, also bin ich." (René Descartes). Das eigene Bewußtsein existiert. Grundlage der folgenden Überlegungen ist nicht Descartes' Weltbild, sondern nur dieser Satz.

Das Bewußtsein folgt bestimmten Regeln. Bewußtseinsinhalte sind strukturiert, eine Umwelt wird mit wiederholbaren und untereinander zusammenhängenden Mustern abgebildet und der Bewußtseinsinhalt ändert sich unter stetiger Beibehaltung des Großteils der Inhalte und Hinzufügen neuer.

Das Bewußtsein kann keine unregelmäßigen und unstrukturierten Inhalte haben. Solche Inhalte wären vom Bewußtsein nicht faßbar, da sie weder wiederholbar wären noch zeitlich stabil (Wiederholbarkeit und Stabilität erfordern Strukturen und Regeln).

Die Regeln unterliegen nicht der willkürlichen Beeinflussung durch die Person, das heißt, sie können erkannt, aber nicht geändert werden. Ein einfaches Beispiel: ich kann nicht herbeiführen, daß ich ab sofort Farben höre und Klänge sehe (auch wenn das vom Phänomen der Synästhesie bekannt ist, aber auch Menschen mit dieser Wahrnehmung können sie nicht beeinflussen). Die Regeln, nach denen das Bewußtsein funktioniert, sind vom Inhalt des Bewußtseins nicht beeinflußbar.

3.2 Regeln außerhalb des Bewußtseins

Auch das im Bewußtsein Abgebildete, z.B. die wahrgenommene Umwelt, unterliegt Regeln. Diese werden am Besten an dem sichtbar, was wir als Naturgesetze bezeichnen. Tatsächlich sind das nur Modelle für Wahrnehmungsphänomene und damit begrenzt gültig. Aber dieser Text soll keine Kritik an naturwissenschaftlichen Beweisführungen werden, sondern ich möchte nur auf die Regelmäßigkeit auch dessen hinweisen, was wir als außerhalb des Bewußtseins wahrnehmen.

Ein anderer Begriff für Regeln ist Gesetze. Hier ist eine Fassung der Gebote (die aus der Bibel als Zehn Gebote bekannt sind) interessant, die aus den Qumran-Rollen stammt (Die Gebote der Essener). Sie beginnen: "Ich bin das Gesetz, dein Gott, der dich aus den Fesseln der Finsternis befreit hat.". An anderer Stelle heißt es: "...ich bin die Weltenordnung, die alles einschließt.". Durch den ganzen Text zieht sich die Gleichsetzung von Gott und Gesetz.

3.3 Gott, das Gesetz

Nach diesem Verständnis ist Gott das innerste Gesetz jeder Existenz, unsichtbar, unveränderlich, Ursprung von Allem, ewig. Und aus diesem Blickwinkel wird auch die Bibel leicht verständlich, was stark dafür spricht, daß die Religionsgründer und Verfasser der Heiligen Schriften genau diese Auffassung Gottes hatten - aber das soll hier nicht Gegenstand sein. Ich möchte betonen, daß die Gleichsetzung Gottes mit dem innersten universellen Gesetz nicht meine willkürliche Definition ist, sondern in den Heiligen Schriften nachvollzogen werden kann.

3.4 Gott, Idealismus und Materialismus

Die Gesetzmäßigkeit und diese Gleichsetzung gestatten zwei mögliche Weltbilder:

1. Subjektiver Idealismus: Nur mein Bewußtsein (bzw. das des Lesers) existiert und erschafft selbst seine Inhalte, wie auch das Abbild einer (real nicht vorhandenen) Umwelt. Dann bin ich (bzw. ist der Leser) Gott und Schöpfung in Einem. Das ist zwar nicht widerlegbar, weist aber erhebliche Erlärungslücken auf. Z.B. die Frage, warum sich ein Bewußtsein eine Scheinumwelt schaffen sollte, deren Form ihm teilweise unangenehm ist.

2. Materialismus: Mein Bewußtsein ist Teil einer objektiven Realität, des Universums und wechselwirkt - wie jeder Teil des Universaums - unmittelbar und mittelbar mit jedem anderen Teil des Universums. Diese Wechselwirkung ist gesetzmäßig, da sonst keine Strukturen und Regeln erkennbar wären. Das dahinterstehende Gesetz ist Gott. Objektiv, Alles festlegend, Alles "wissend" (beinhaltend), dabei selbst unveränderlich und ewig.

Diese zweite Erklärung ist umfassender und damit aus meiner Sicht wahrscheinlicher. Zudem widerspricht sie der unangenehmen Vorstellung der ersten, selbst Gott und nicht nur allein im Universum, sondern das Universum zu sein, was einem reinen Selbstzweck gleichkäme. Ich bin lieber Teil des Universums und für andere Teile zu etwas nütze.

3.5 Gott ist bewiesen

Aber in beiden Fällen existiert Gott, das Gesetz. Er ist somit keine Glaubensfrage, auch wenn man wohl nicht von Jedem verlangen kann, meinem Beweis gedanklich zu folgen und ihn zum Teil seines Wissens zu machen. Glaube und Wissen sind ohnehin nur zwei willkürliche Begriffe für quantitativ unterschiedliche Sicherheit einer persönlichen Meinung.

Natürlich besteht die Möglichkeit, daß mein Beweis Gottes fehlerhaft ist. Allerdings müßte er dann auch widerlegbar sein. In falschen Erkenntnissen zeigen sich immer Widersprüche (nicht nur Lücken). Da bisher keine haltbare Widerlegung erfolgte, gehe ich weiterhin davon aus, die Existenz Gottes bewiesen zu haben.

4 Praktische Anwendung

Ich behaupte nicht, Gott vollständig zu kennen; das ist keinem Menschen möglich. Aber neben dem Beweis der Existenz habe ich noch einige Informationen, wie er ist. Auch die sind nicht nur meine persönlichen Ansichten, sondern finden sich ebenfalls in der Bibel, in soziologischen Modellen ("Gefangenendilemma") und globalen Strategieüberlegungen humanistischer Gruppen (Commission on Global Governance, Beaulieu-Bewegung) wieder. Indem sich damit Voraussagen für Entwicklungen der Realität ableiten und Verhaltensrichtlinien festlegen lassen, gestatten sie eine weitere Untermauerung Gottes, des Gesetzes, und die tätige Umsetzung.

Anders ausgedrückt: Um unsere globale Zukunft vernünftig zu gestalten, ist die Abkehr von unserem gottlosen (die objektiven Gesetze in Materie, Bewußtsein und Gesellschaft nicht achtenden) Denken und Handeln und eine Hinwendung zu gottesfürchtigem Handeln nötig. Einige weiterführende Texte dazu befinden sich auf meiner Hauptseite.

Anhang: Determinismus statt Materialismus

Das von mir erläuterte Verständnis Gottes, des Gesetzes, und sein bestimmender Einfluß auf alle Bereiche von Materie und Bewußtsein erfordert eine Ergänzung des dialektischen Materialismus.

Dieser erkennt objektive Gesetzmäßigkeiten an. Aber er ist bei der Beschreibung des Verhältnisses von Materie, Bewußtsein und diesen Gesetzmäßigkeiten nicht konsequent. Ich möchte zwei Aussagen kritisieren:

1. Die Materie existiert außerhalb und unabhängig des Bewußtseins.

2. Das Sein bestimmt das Bewußtsein.

Das ist falsch. Unser Bewußtsein wird sehr wohl von der Materie beeinflußt. Über Wahrnehmung und Verarbeitung führt sie zum Abbild im Bewußtsein. Das ist banal. Aber auch unser Bewußtsein bestimmt die Materie.

Betrachten wir Lenins Buch "Materialismus und Empiriokritizismus". Einmal entstammt sein Inhalt dem Bewußtsein Lenins. Nun könnte man einwenden, daß er sich an der objektiven Realität orientiert und somit von der Materie bestimmt ist. Aber im Text werden auch Aussagen G. Berkeleys zitiert und widerlegt - diese haben somit keine Entsprechung in der objektiven Realität, sind also reine Bewußtseinsprodukte dieses Bischofs George Berkeleys.

Darüberhinaus erforderte die Herstellung des Buches die Techniken der Papierherstellung sowie Buchdruckerkunst und Buchbinderei. Kurz: das Buch ist das materielle Produkt von Bewußtseinsvorgängen. Oder anders: Bücher kommen ohne Bewußtsein im Universum nicht vor. Somit ist ein Werk des dialektischen Materialismus der Beweis, daß das Bewußtsein auch das Sein beeinflußt.

Ganz vernachlässigt wird die Rolle der Gesetzmäßigkeiten, welche Sein und Bewußtsein beeinflussen. Ich möchte deshalb folgendes Modell voschlagen:

Sein und Bewußtsein wechselwirken. Sein, Bewußtsein und Wechselwirkungen unterliegen Gesetzmäßigkeiten. Diese sind von Sein, Bewußtsein und deren Wechselwirkungen nicht beeinflußbar.

Ich möchte dieses Modell als Determinismus bezeichnen. Der Begriff ist zwar bereits besetzt (Auffassung, daß alles vorbestimmt ist), aber genau diese Bedeutung resultiert auch aus meinem Modell.

Vielleicht schafft eine Abbildung hier zusätzliche Klarheit.
Materialismus und Determinismus


12.02.2003, geändert 15.08.2003

Torsten Reichelt

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